Und Immer Wieder Lowcarb....



Ja, immer wieder LowCarb. Ich bin mir nicht sicher, warum das Thema immer wieder Thema ist, aber ich glaube es liegt daran, dass man mit LowCarb tatsächlich abnehmen kann und auch daran, dass Fett in der Ernährung das Belohnungssystem ebenfalls, allerdings milder als Zucker, mit Endorphinen stimuliert und Menschen es einfach gerne essen. LowCarb kann für eine gewisse Zeit tatsächlich eine Wunder-Diät sein aber an einem gewissen Punkt funktioniert sie eben nicht mehr, macht ziemlich unzufrieden und führt ziemlich wahrscheinlich auch zu gesundheitlichen Schäden.

Gestern hat McDougall ein Paper unter die Internetcommunity gestreut, welches im Quarterly Review of Biology erschienen ist. Es ist eine Kooperation zwischen dem Department of Biological Science der Uni in Sydney und dem Research Department of Genetics der Uni in London und betitelt mit The Importance of dietary Carbohydrate in Human Evolution und beschäftigt sich, wie der Titel schon sagt, mit der Wichtigkeit von Kohlenhydraten in der menschlichen Evolution.

Man kann sich nämlich einerseits die Biochemie anschauen und feststellen, das alle, aber auch wirklich ALLE menschlichen Zellen Glucose als Energieträger verwenden können und das Gehirn 25% der Kalorien verbraucht und das dann mal als gegeben und Fakt hinnehmen oder man kann Hirngespinste über die Evolution aufstellen, sich überlegen, dass es vor dem Ackerbau, vor der neolithischen Revolution kein Getreide zu essen gab und die früher Menschen dann wohl nur Fleisch gegessen haben müssen weil man ja auch nur Knochen- und keine Pflanzenreste von Mahlzeiten aus der Steinzeit gefunden hat. Oder, wenn man ein echter Wissenschaftler ist, kann man sich auch anschauen, was die Anthropologen und Genetiker über die menschliche Entwicklung bisher so raus gefunden haben.

Vieles in diesem Paper deckt sich mit dem was Dr. Richard Wrangham in seinem Buch und YouTube-Vortrag Catching Fire: How Cooking made us Human erklärt. Da der Mensch die einzige Spezies ist, die kocht und Kochen die Struktur von Stärke verändert und die Kalorien darin leichter verfügbar macht, müsse man davon ausgehen, dass die Einführung des Kochens zu Veränderungen im Körperbau geführt haben müsse. Früher ging man hingegen davon aus, dass die Einführung des Kochens vor 200000-500000 erfolgte. Nur sind in der Zeit sind keine gravierenden Änderung im Körperbau erfolgt. Das lässt an dieser Theorie zweifeln...

Vor etwa 1 Mio Jahren hingegen sehr wohl. Die Zähne wurden kleiner, die Gedärme wurden kleiner und Hirne wurden größer. Das wäre wissenschaftlich plausibel zu erklären mit einer besseren Verfügbarkeit von Kalorien aus Nahrung, aber 1 Mio Jahre alte Feuerstellen zu finden ist leider auch erheblich schwerer als 200000 Jahre alte Feuerstellen.

Nun gut, es gibt ja nicht nur das sondern auch noch Gene. Zum Beispiel das Amylase Gen oder besser mehrere Amylase Gene. Amylase ist das Enyzm, was im Speichel und im Bauchspeicheldrüsensaft sezerniert wird und Kohlenhydrate spaltet. Wer die Entwicklung der Amylasegene in den letzten 40 Mio Jahren nachlesen will kann das en detail in diesem Artikel machen, ich möchte mich jedoch hier darauf beschränken, dass man auch hier vermutet, dass in den letzten 1 Mio Jahren sich diese 3 Amylasegene separat voneinander entwickelt haben wohingegen sie zuvor durch Parallelentwickliungen und Überschneidungen gekennzeichnet waren. Das könnte mit der Einführung des Kochen einhergegangen sein und daraus resultierend dann die Verkleinerung von Hirn und Gedärmen und einer Vergrößerung des Hirns durch mehr Kohlenhydrate. Es wird ebenfalls aufgezeigt, dass diese Gene bei allen Menschenaffen nicht vorkommen.

Ein weiterer Indikator für die Wichtigkeit von Kohlenhydraten in der menschlichen Evolution scheint zu sein, dass es, um zu Überleben und Nahrung zu finden wichtig war lange Strecken zu Fuß zu bewältigen und um Nahrung zu erlegen gut und ausdauernd Rennen zu können. Um gut und ausdauernd rennen zu können braucht man jedoch, wenn man ein bestimmtes Tempo erreichen will Kohlenhydrate. Glucose ist die einzige Energiequelle, die das gewährleisten kann. Wer das ausprobieren möchte, sollte sich selbst mal bei einem Marathon beobachten wie sein Körper nach km 32 reagiert, wenn die Glykogenreserven aufgebraucht sind. Oder einen Sprint an seinem 3 Fastentag einlegen. Laufen ohne Kohlenhydrate ist die Hölle, weil man sich wie eine Schnecke fühlt und einfach nicht schneller werden kann! So Wild zu erlegen funktioniert nicht. Kohlenhydrate waren schon erforderlich um überhaupt Fleisch als Nahrung nutzen zu können bzw. es zu fangen.

Sehr interessant fand ich auch zu lesen, dass die schwangere Frau  mindestens 70-130 g Kohlenhydrate am Tag braucht, um ihrer eigenen kognitiven Funktionen aufrecht zu halten und dem Fötus, der ebenfalls als Hauptenergiequelle Glucose verwendet, seine Entwicklung zu ermöglichen. Ist dies nicht gewährleistet, kann sogar das Überleben des Ungeborenen nicht gesichert werden.

Faszinierend fand ich dann, dass der Artikel wirklich den Eindruck echter Wissenschaftlichkeit macht weil die diversten Quellen unterschiedlicher Interessensgruppen herangezogen werden. Es werden Quellen von Paleo-Guru, oder eigentlich ist er kein Guru sondern hat sich wirklich wissenschaftlich verdient gemacht, Loren Cordain zitiert, sich aber ebenfalls auf den vegetarisch lebenden Richard Wrangham bezogen. Ich denke gerade, ich sollte Cordains Buch mal lesen, weil mich schon irritiert, dass er genau wie Esselstyn einen Gesamtcholesterinspiegel von 150 mg/dl für optimal hält, aber dennoch eine fleischlastige Ernährung empfiehl. Wie geht das? Ich sehe nicht, wie das zusammen gehen kann oder geht es doch? Steht das in dem Buch?

Ich kann aber nachvollziehen, wie Cordain darauf kommt, dass eine Paleo-Ernährung gesünder ist und gesünder macht als die standard westliche Ernährung. Aber ist sie die beste Ernährung? Das wage ich halt stark zu bezweifeln. Und in Anbetracht dieser Forschungsergebnisse ist auch stark zu bezweifeln ob die Paleo-Diät überhaupt das ist, was im Paleolithikum auch nur ansatzweise gegessen wurde

Und auch Wrangham will, genau wie dieses Paper, diktatorial nicht sagen, dass nur Kohlenhydrate in der Entwicklung des Menschen entscheidend waren. Sie gehen alle schon davon aus, dass initial der Verzehr von Fleisch mit seinem höheren Kaloriengehalt eine Art Kick-Start für die Evolution war. Das, was uns aber wirklich zu dem machte, was wir heute sind, waren die Kohlenhydrate, die unsere überlegenes Hirn nähren konnten und uns, seit Erfindung des Ackerbaus auch das ganze Jahr um mit Kohlenhydraten versorgen. Vorher war Homo Sapiens und Erectus noch weitgehend auf Wurzeln angewiesen

Das Problem was ich sehe ist folgendes: Heute geht es nicht mehr darum nur die Art zu erhalten. Die optimale Ernährung heute muss gewährleisten ohne Leid und Schmerz alt zu werden. Wir sind medizinisch so entwickelt, dass wir ALLE sehr alt werden können aber mit 30 Jahren Leid vor Ende des Lebens, Medikamenten und Krankenhausaufenthalten macht auch das keinen Spaß. Selbst bei hohem Fleischkonsum bekam kein Steinzeitmensch einen Herzinfarkt, weil er einfach nicht so alt wurde, dass seine Arterien so voller Plaques waren, dass das ein Problem hätte sein können. Er verhungerte, erfror oder wurde gefressen.

Und was ich mich noch frage ist, ob bei LowCarbern wirklich der niedrige Kohlenhydratverzehr schuld ist, dass sie so unglaublich dämlich sind oder ob ich was übersehe. Ich weiß, dass das auch schon anderen „normalen“ Menschen aufgefallen ist, dass die echt schwer von kappé sind. Auch das wäre mal ein tolles Thema für eine Doktorarbeit oder Studie. Ich habe echt schwer den Verdacht, obwohl ich mein eigenes Gehirn schon für echt mies halte, verglichen mit dem meiner Anfang 20jährigen Kommilitonen, die sich den ganzen Medizinkram unglaublich leicht aneignen während ich mich quäle. Ich hab ein richtig schlechtes Hirn. Aber LowCarber!!! - Meine Güte!!!

In Ketose kann das Hirn zu 70-80% von Ketonkörpern ernährt werden. Der Rest, auch die Erythrozyten und die Nebenniere, müssen von Glucose ernährt werden. Dazu muss man mindestens 30-50 g Kohlenhydrate am Tag essen. Das machen die Leute, die darauf achten, dass sie in Ketose sind auch. Bei über 50 g Kohlenhydrate hört das mit der Ketose aber auf und wenn jemand also LowCarb mit, sagen wir 100 g Kohlenhydraten am Tag macht. Was dann? - Keine Ketonkörper UND keine Glucose. Ich nehme an, das ist der Punkt wo Muskeln abgebaut werden und  in Glucose verwandelt werden. Aber ob das reicht um optimal denken zu können? In Studien hat man immer wieder gesehen, dass ohne Kohlenhydrate Menschen bei Strategie- oder Computerspielen gnadenlos versagen und sehr leicht frustriert sind. Geistige Anstrengungen scheinen, und das macht auch Sinn, dann nicht mehr gut möglich zu sein, schließlich ist der Körper in Sparmodus. Und, was ich noch nicht wusste, was auch aus diesem Paper hervor geht und von Loren Cordain persönlich erforscht wurde ist, dass der Mensch nicht mehr als 30-40% Eiweiß in seiner Ernährung tolerieren kann. Bei mehr als 40% käme es zu einer Eiweißvergiftung bei welcher der Tod sogar relativ schnell eintreten könne. Krasser Scheiß! - Also warum Eiweiß essen, welches meistens mit Fett vergesellschaftet ist, wenn man auch Kohlenhydrate essen kann!

Und was ich an LowCarbern beobachtet beobachte ich auch leider sehr, sehr häufig an Rohköstlern.
Ach ja, hier noch ein Link zu meinem 1 Video aus der Reihe Rohkost debunked - Ist es ein Zeichen von Gesundheit seine Regel nicht mehr zu bekommen. Dann wisst ihr vielleicht wovon ich rede.

Ach ja, und wer lesen will, warum die Inuit, also Eskimos, besser mit viel Fleisch und wenig Kohlenhydraten in der Ernährung umgehen können: Auch das steht in dem Paper!

Wenn mich an LowCarb oder Paleo irgendwas überzeugen würde, echt, ich glaube ich würde es machen. Aber ich kann beim besten Willen nicht erkennen was daran einer fettarmen, vollwertigen, pflanzlichen Ernährung überlegen sein soll. Besser als standart westliche Kost, sicher, Paleo jedenfalls, aber am besten? Niemals!

Menü des Tages am 7. August 2015

Wok-Mix mit Paprika (Brokkoli war ausverkauft)


Glutenfreie Haferflocken, Banane, Brombeeren, Chia, Paranuss, Weizenkeime, Mohn, Zimt, Kakaonibs



Weiße Bohnen, Kartoffeln, Wok-Mix, Käsesauce



Ca. 150 g Karamellwaffeln
Kichererbsen, Tomaten, 2 Romana


1 Laugencroissant

So, jetzt fragt ihr euch: Was war denn mit dir los, Silke?

Folgendes schlimmes Szenario:

Eigentlich geht das schon seit einer Woche. Ich langweile mich zu Tode. Ich bin völlig unterstimuliert seit Semesterferien sind. Ich hatte mich so darauf gefreut, hatte unendlich viel Kram, den ich noch erledigen musste und als der abgearbeitet war, war mir langweilig. Ich hatte aber auch kein Lust auf irgendwas anderes. Mir fehlen auch die sozialen Kontakte an der Uni, denn jetzt sind alle im Urlaub, oder am Arbeiten während ich frei habe und Dinge alleine zu machen, macht ja auch nicht wirklich Spaß. So habe ich mich eeeeeewig nicht gefühlt, ich bin regelrecht in ein Loch gefallen, was ich aber als solches nicht bemerkt habe und nicht einordnen konnte, warum ich keine Lust auf irgendwas habe. Auch die Uni stimuliert mein Belohnungssystem, wie ich Anfang des Semesters schon mal bemerkt habe. Hinzu kommt, dass ich derzeit meist 2 Tage am Stück im Bioladen stehe und dann wieder 5 Tage frei habe, was mir nicht gut tut.

Also stand ich gestern im Bioladen, habe gehofft, dass ich soziale Interaktionen mit Kunden und Kollegen habe, aber da war es auch stinklangweilig. Der Bioladen befindet sich in einem relativ wohlhabenden Viertel in Köln und in den Sommerferien ist da immer sehr wenig los. Gestern also auch und ich stand auch da rum und langweilte mich. Und gleichzeitig standen  da die Karamellwaffeln rum und aus reiner Langeweile und Unterstimulation fing ich an sie zu probieren.

Und da gibt so einen Punkt, einen Punkt, bis zu dem man noch aufhören kann weiter zu essen und wenn der überschritten ist, geht das nicht mehr.

Erschwerend war aber auch, und das war der ursprüngliche Gedanke meines inneren Schweinehundes: Ich hatte auch vergessen mein vorbereitetes Essen mit zu bringen und ich musste eh irgendwas essen was es im Bioladen gab und habe das als Experiment betrachtet. Es hat mich wieder schockiert!!! - Es hat mich schockiert wie willenlos ich dann werde, welche Ausreden ich vor mir selbst verwende um das zu rechtfertigen und wie doof und dämlich ich mich danach fühle. Aber was ich auch weiß: Diese Erfahrungen sind es wert gemacht zu werden! - So lange man über sie reflektiert und daraus lernt.

Mal schauen wie es mir heute geht...

Ach ja, was ich immer vergesse bei derartigen Ausnahmen dann hier zu erwähnen und auch vergesse, wenn ich sie das nächste Mal mache: Ich kriege von Weißmehl und Zucker IMMER Sodbrennen. Schon vor der Challenge und jetzt natürlich auch. Verrückt. Wie verdauen andere Leute diesen Mist!

Alles Liebe,

Silke


0 Response to "Und Immer Wieder Lowcarb...."

Post a Comment

Iklan Atas Artikel

Iklan Tengah Artikel 1

Iklan Tengah Artikel 2

Iklan Bawah Artikel