Adipositas-Chirurgie
Die letzten beiden Tage drehten sich bei mir hauptsächlich um Adipositas-Chirurgie. Nicht absichtlich sondern rein zufällig.
Es kamen so unglaublich viele mega-adipöse Leute in die Sprechstunde der Endokrinologie, dass das nahe lag. Außerdem war am Montag Nachmittag die Sprechstunde für Adipositas-Chirurgie bei der ich beiwohnen durfte, die von einer Endokrinologin, einem Chirurgen und einer Diätassistentin betreut wurde und die sowohl zur Beratung von Menschen, die eine Magen-OP haben durchführen lassen als auch für die, die sie in betracht ziehen ein Mal im Monat stattfindet.
Es ist so krass zu beobachten, dass man zu manchen Menschen scheinbar nicht durchdringen kann. Da kam ein Mann in die Sprechstunde, 190 kg schwer und in dem Moment wo er den Raum betrat, roch es nach Keksen: Nach Butter, Zucker und Weißmehl. Das selbe bei einem weiterem Patient 303 kg, der kürzlich erst, als seine Eltern im Urlaub waren und er zwei Wochen alleine zuhause war, 6 kg zugelegt hatte.
Und ich beobachte das uns weiß nicht, wo der Fehler im System ist.
Liegt es daran, dass zu nett mit diesen Menschen umgegangen wird? Muss man ihnen faktual sagen, dass sie sich ins Grab essen, fordern, dass sie ihre Ernährung umstellen und ihnen auf die Nase binden, welche Zukunft auf sie wartet? - Meistens passiert genau das nicht, so wie ich das beobachte. Die Ärzte versuchen, die Menschen zumindest ein bisschen dazu zu bewegen, auf ihre Ernährung zu achten und vielleicht 1 Mal die Woche Sport zu machen, weil sie davon ausgehen, dass mehr sie sowieso überfordert. Ist das so? Oder wissen die Patienten, das nur so wenig bei ihrem starken Übergewicht eh nicht hilft, wie ein Tropfen auf dem heißen Stein und lassen es dann gleich bleiben...
Und wenn jemand über Monate oder Jahre otoriter nicht in der Lage ist sich zu Sport aufzuraffen oder seine Ernährung zu ändern, wird ihm die Chirurgie empfohlen. Um sich dafür zu qualifizieren, muss man bei der Ernährungsberatung gewesen sein, in der Psychosomatik zur Abklärung einer Essstörung, und bei den Chirurgen, die entscheiden müssen, ob der Patient überhaupt OP-fähig ist. Dann wird der Magen verkleinert und nach der OP gibt es erst mal flüssige Kost, dann breiige Kost und dann feste und natürlich wird in diesem Zusammenhang auch eine Ernährungsumstellung vorgenommen.
Ich frage mich wie viel hier Suchtentwöhnung ist und wie viel OP. Statistiken sollen besagen, dass diese Menschen 80% ihres Übergewichts durch die OP verlieren.
Ich habe das Gefühl es ist ein offenes Geheimnis, das hier eine Sucht behandelt wird. Aber weder die Psychosomatiker noch die Endokrinologen sprechen es dem Patienten gegenüber an. Ist das der Fehler? In einem Arztbrief der Psychosomatiker stand, dass der Patient sich nach der OP von der "symbiotischen Beziehung" zu seiner Mutter lösen müsse. Für die Endokrinologen ist klar, dass nach der OP eine Ernährungsumstellung stattfinden muss. Also warum nicht alles beides vor der OP?
Vielleicht kommt man nur durch die OP an das Bewußtsein des Menschen ran. Nur so kriegt man ihn motiviert. Er darf sich nicht schaden nach der OP und lässt sich auf flüssige Nahrung ein, auf Entwöhnung und auf den Prozess. Er bekommt Belohnungsbotenstoffe durch die Hoffnung auf Abnehmen, wobei ihm die Chirurgen geholfen haben, was er zuvor aus eigener Kraft nicht schaffte und daher auch keine Belohnungsbotenstoffe bekam. Die bekam er nur durch Essen.
Ich würde die Leute am liebsten in eine Fastenklinik schicken wo sie abnehmen, psychisch betreut und sich von ihrer Sucht lösen können. Aber vielleicht ist das auch zu weit von der Welt weg, als dass sich da auf die Dauer was tun würde. Andererseits anschließende Betreuung in einer Selbsthilfegruppe???
Jedenfalls scheint mir das alles nicht wirklich effizient zu sein und auch nicht unbedingt die kostengünstigste Variante. Die gesündeste auch nicht. Außerdem wird das falsche Organ operiert.
Hm, alles sehr seltsam. Und das operierte Organ funktioniert danach auch nicht mehr einwandfrei.
Ich war erstaunt, dass die Uni Klinik eine Adipositas Selbsthilfegruppe anbietet. Ob die da mal Mäuschen spielen kann?
Menü des Tages am 15. September 2015
Brokkoli und Tomaten
Rapunzel Frühstücksbrei mit Banane, Zimt, Sunwarrior, Chia, Paranuss, Apfel, Nektarine
Gemüsepfanne mit Rest Tortelloni und roten Linsen dazu Romana, Alfalfa etwas Avocado und Meeressalat
Antipasti Salat mit roten Linsen
1/2 Apfel
Ich habe es in meinem letzten Challenge-UPDATE Video berichtet:
Ich bin immer noch hingerissen vom Kauen! - Ich fühle mich sowas von im Einklang mit meinem Körper, wie ich das lange nicht mehr erlebt habe. Meistens wundere ich mich darüber wie viel Hunger und Appetit ich habe und mache mir Sorgen, dass ich zu viel essen könnte. Oder ich habe Gelüste auf suboptimale Sachen. Jetzt habe ich Erdnussmus und Cashewmus im Haus und rühre es nicht an, weil ich es nicht anrühren will. Nichts in meinem Belohnungssystem zwingt mich da hin zu gehen und einen Löffel zu naschen. Das schiebe ich auf das Kauen. Es ist kein intellektueller Kraftakt zu widerstehen. Es geht von selbst. Alles, was ich dazu machen muss ist Bissen zu zählen.
Ich weiß nicht wie lange man braucht um das zu automatisieren. Jetzt gerade ist das mein Halt, mehr noch als die Nahrungsauswahl. Es funktioniert mit glutenhaltigen Tortellini aus Weißmehl, es funktioniert auch mit ziemlich fein gemahlenem Instant Haferbrei. Es ist krass! Völlig banal und auch nicht neu. Neu ist nur, das ich die Neurotransmitter kenne, die dabei ausgeschüttet werden und die Tatsache, dass es diese Dinge auch in Medikamentenform geben kann.
Seit gestern treibt mich dann noch um, dass Probleme im Belohnungssystem mit Schizophrenie und Zwangsstörungen zusammen hängen und mir das Wissen darüber zu erarbeiten, interessiert mich auch immens...Vielleicht werde ich doch Psychiater. Therapie durch Ernährung statt durch Psychopharmaka. Wäre auch was...
Alles Liebe,
Silke
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