Capsaicin: Das Belohnungssystem Und Das Pepper-High





Ich hab mir gestern Mittag einen Eintopf gemacht. Aus Kürbis, Kartoffeln, Lauch, Paprika etc. also alles frei Schnauze und mir dann überlegt, was ich an Gewürzen so verwenden sollte. Irgendwie fiel mein Blick auf Cayenne-Pfeffer und irgendwie fiel zu viel von dem Cayennepfeffer in den Topf. So kam es, dass ich einen ziemlich scharfen Eintopf vor mir hatte, was ich nicht schlimm fand, denn ich mag scharfes Essen.

Wie ich dann aber so aß, hatte ich das Gefühl, dass mir die Schärfe echt gut tut, dass ich langsam esse und vor allem auch gar nicht so viel obwohl ich den Eintopf echt köstlich fand. Da kam mir der Gedanke, ob das vielleicht explizit was mit der Schäfe zu tun haben könnte. Capsaicin, die Substanz, die in Chili und Co. vorkommt und "scharf macht" hat einen eigenen speziellen Rezeptor, das kam sogar in der Uni dran, aber ich hatte es zwischenzeitlich vergessen. Wie gut, dass es Wikipedia gibt und da findet man zu Capsaicin folgendes: "Auf die schmerzhafte, subjektive Reizung durch Capsaicinoide reagiert der Organismus mit einer vermehrten Durchblutung des Gewebes und der Ausschüttung von Endorphinen, welche ein Glücksgefühl auslösen, weil sie die Ausschüttung von Dopamin verstärken - das sogenannte „Pepper-High“"

Abgesehen davon, dass Capsaicin auch in der Medizin äußerlich verwendet wird um Muskel-, Gelenk- oder Nervenschmerzen zu therapieren, schüttet es also beim Verzehr auch Endorphine aus welche, wie ich in meinem Beitrag über Kaffee und das Belohnungssystem bereits geschrieben habe, Schmerzen beseitigen. Psychische und körperliche.

Kann Schärfe demnach süchtig machen? - Ja, das kann sie. Mir fiel wieder ein Typ ein, mit dem ich vor 6 Jahren oder so auf dem Abendgymnasium war. Der war total versessen auf Chilisauce. Er kannte Seiten im Internet, die sich auf Chilisaucen spezialisiert hatten, welche in unterschiedliche Schärfegrade eingeteilt war und er war gewillt immer noch einen Schritt weiter zu gehen. Er bestellte sich Chilisaucen dort und konkurrierte dann auch immer mit einem Kumpel darum, wer schärfer essen kann.

Wikipedia verlinkt bezüglich des "Pepper-Highs" einen Artikel aus der Welt von 2007 der erklärt, dass Chili die gesündeste Droge der Welt sei. Und im Vergleich zum Zucker stimmt das auch, denn Chili bzw. Capsaicin hat keinerlei negative Auswirkungen auf den Körper. Im Gegenteil. Es ist sogar noch eine Antioxidanz, wirkt antibakteriell und antifungal. Laut DocCheck soll es auch bei allergischem Schnupfen helfen. - Ach und aphridisierend!

Da wird mir auch plötzlich klar, warum ich es, als ich mit dem Rauchen aufgehört habe, so erstrebenswert fand, was Scharfes zu essen. Mein Mitbewohner damals auch. Ich dachte, dass hing irgendwie mit dem Verbrennungsgefühl zusammen, was Zigaretten auch auslösen. Jetzt denke ich es waren die Endorphine, die durch das Capsaicin ausgeschüttet werden, die meine "Entzugsschmerzen" gelindert haben.

Wie jeder weiß, soll man, wenn man zu scharf gegessen hat, nicht versuchen die Schärfe mit Wasser zu löschen, sondern mit Milch oder irgendwas fetthaltigem. Fett neutralisiert Capsaicin und praktischer Weise, war in meinem Eintopf keinerlei Fett.

Es gibt also 2 gesunde Drogen: Sport und Chili

Nichts desto trotz kann beides in eine Anhängigkeit führen und beides wirkt nur auf die Endorphinausschüttung. Dopamin und Serotonin bleiben links liegen, weshalb Sport und Capsaicin nicht so reizvoll sind wie z.B, Zucker der dafür sorgt, dass alles 3 ausgeschüttet wird. Welche Konsequenz ich daraus ziehen will, weiß ich hingegen auch noch nicht.

Menü des Tages am 10. Mai 2016 

Brokkoli mit Paprika


Glutenfreie Haferflocken mit Banane, Erdbeeren, Traubenkernmehl, Sunwarrior, Zimt, Leinsamen, Paranuss


 6 Reiswaffel

Eintopf, s.o. mit gluternfreiem Brötchen


 Reiswaffeln mit Tomaten



Rest Eintopf mit zusätzlich Rote Beete


Lammsbräu glutenfrei alkoholfrei


Je mehr ich über das Belohnungssystem nachdenke, desto mehr wird mir klar, das es wirklich Dreh- und Angelpunkt des ganzen Lebens ist.

Ich habe mir ja dieses Semester einen Lernplan erstellt, auf dem jeden Tag aufgelistet ist, was ich zu lernen habe um pünktlich zur Klausur so gut wie möglich vorbereitet zu sein. Normalerweise ist es so, dass da unendlich viel Lernstoff ist, von dem ich nicht weiß, wie ich ihn bewältigen soll. Weil ich nicht weiß wie und weil das Ziel so weit weg ist, schüttet mein Körper kein Dopamin aus, was mich motivieren könnte zu lernen. Wenn ich nicht motiviert bin zu lernen, lerne ich nicht bzw. Quäle mich beim Lernen. Motivation habe ich dann erst wieder kurz vor der Klausur, wenn es quasi um Leben und Tod geht und alles zeitlich absehbar ist. Jedoch hasse ich die Zeit vor Klausuren, hasse mein Leben, stehe unter Stress und suche nach "Drogennahrung" um wenigstens ein paar gute Gefühle zu haben. - Das alles gilt es dieses Semester auszuschalten.

Jetzt ist alles völlig anders. Ich bin jeden Tag motiviert mein Lernziel bahari Plan zu erreichen. Ob das für die Klausuren ausreicht, weiß ich selbstredend noch nicht, aber es gibt mit total viel Sicherheit mich auf den Lernplan zu verlasse. Ich bin stressfrei und es ist ein verdammt gutes Gefühl, wenn man nach getaner Arbeit mit aller Ruhe den Rest des Tages machen kann was man will, was besonders schön ist, wenn man einen Balkon mit Nachmittagssonne hat.:-)

Es ist genau wie Marathon-Training. Der Trainingsplan garantiert dir quasi, dass du es nach abgeschlossenem Training schaffen wirst 42,195 km am Stück laufen zu können. Der Lernplan soll mir garantieren, dass ich die Klausurphase mit Leichtigkeit schaffen kann. OK, Leichtigkeit ist vielleicht zu viel gesagt, ein Marathon ist auch nicht leicht, aber zu machen.

Alles Liebe,

Silke


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