Gefährliche Halbwahrheiten...



Ahhh, ich hasse es, wenn Laien irgendeinen Gesundheitskram verbreiten, den sie nicht verstehen und dann noch nicht mal den Konjunktiv verwenden!

In meiner Rohkostzeit habe ich häuftig die Renegade Health Show auf YouTube geschaut und auch oft darüber geschrieben. Kevin Gianni und seine Frau, auch beide Laien, haben über Rohkost berichtet, Rezepte vorgestellt etc. In den letzten Jahren hat sich ihre Ernährung aber verändert. Von veganer Rohkost sind sie zu 80/10/10 dann zu  High Raw gewechselt. Als sich im Blutbild aber immer noch Defizite zeigten, haben sie angefangen mit tierischen Produkten zu experimentieren und als Annmarie Gianni vor 2 Jahren schwanger wurde und immer noch Defizite im Blutbild waren, haben beide auch wieder angefangen Fleisch zu essen, weil sie die Gesundheit des Kindes nicht riskiere wollten. Ich bin mir zwar sicher, dass hier die Panikmache von manchen Leuten ausschlaggebend war und nicht etwa dass vollwertige, pflanzliche Ernährung nicht alles liefert, was Mutter und Kind benötigen, mit Ausnahme von B12 natürlich, aber gut. So war das nun mal.

In der Zweischenzeit hat sich auch der Renegade Health Blog verändert. Kevin schreibt nur noch ganz wenige Artikel selbst, Videos gibt es gar nicht mehr, die meisten Artikel schreibt Frederick Patenaude, der ebenfalls über Rohkost zu 80/10/10, zu gekochter Stärke und dann wieder hin zu omnivorer Ernährung gekommen ist. Zwei weiterer Leute schreiben dort aber auch noch. Ein naturheilkundlicher Doktor sowie die Dame über die ich mich gestern aufgeregt habe. Colleen M. Story.

Die Dame ist Schriftstellerin, selbst gelernt, hat vorher in der Altenpflege und als Kindergärtnerin gearbeitet. Sie sagt von sich selbst, sie sei ein Gesundheitsfreak, hat aber keinen naturwissenschaftlichen Hintergrund, geschweige denn eine Ausbildung zum Ernährungsberater oder Fitnessexperten. Sie schreibt als Journalistin über Gesundheitsthemen, sowohl unter ihrem eigenen Namen als auch als Ghostwriter und sie hat auch einen Roman geschrieben.

Normalerweise interessieren die Renegade Health Artikel mich heutzutage nicht mehr, aber ich habe den Blog noch in meiner Leseliste. Gestern habe ich rein geschaut weil die Überschrift hieß: 7 SIGNS YOU’RE NOT EATING ENOUGH FAT—AND WHAT FATS ARE HEALTHY

Das  Schlimme an derartigen  Artikeln ist, dass sie so klingen, als hätte die Person Ahnung von dem was sie schreibt, weil sie über Hormone, Zellmembranen etc. schreibt und weil sie Studie auflistet. Hätte sie aber biochemisches Verständis darüber wie der Körper Hormone und Fettsäuren selber synthetisiert, würde die Logik komplett auseinander fallen.  Und damit sind wir an dem Punkt, an den jeder schon mal kam, der sich mit Ernährung beschäftigt hat: Was stimmt denn nun? Die einen sagen das und die anderen sagen das.

Leider passiert sowas auch in Ärztekreisen. Da war mal dieser amerikanische Kardiologe der einen YouTube Vortrag darüber gehalten hat, dass es für die Herzgesundheit am besten sei möglichst viel Fleisch zu essen.  Man denkt, der Typ ist Kardiologe, der muss davon doch was verstehen. Am Ende des Vortrags wird er aus dem Publikum gefragt, was denn mit Ballaststoffen sei, die seien in Fleisch doch nicht drin. Darauf antwortet der Kardiologe: „Doch, in Fleisch sind reichlich Ballaststoffe!“ - Man kann in sewenang-wenang jeder Nährwerttabelle nachschlagen um raus zu finden, dass Fleisch exakt 0g Ballaststoffe enthält. Wenn man den Kardiologen hingegen googelt findet man auch noch raus, dass er von der amerikanischen Ärztekammer ausgeschlossen wurde und man denkt sich, dass es sich bei diesem Herren offensichtlich um jemanden handelt, der seinen Verstand verloren hat. Leider weiß ich seinen Namen nicht mehr...

Aber zurück zu Frau M. Story. Sie sagt hier Fett sei gesund, der Körper braucht Fett um Membranen zu synthetisieren, um Hormone zu bilden und zur Energieversorgung. Auch für ein funktionierendes Hirn sei Fett wichtig. Sie zählt auch noch ein paar andere Sachen auf, die aber nicht begründet sind wie Fett als Geschmacksträger, zur Verhinderung von Krankheiten, es könne den Blutdruck senken und schütze vor Entzündungen.  Und teilweise stimmt das ja auch. Wir müssen tatsächlich Omega 3- und 6 Fette essen, für unsere Hirn und für die Produktion von Arachidonsäure aus der wiederum Prostaglandine synthetisiert werden, die Entzündungsmediatoren sind.  Das heißt aber nicht, dass es gesund ist „gesunde Fette“ in Unmengen zu verzehren, wie hier suggeriert wird.

Eine Kundin im Bioladen sprach mich an, weil sie das Rapunzel Rapsöl nicht fand, welches sie isst, wegen der gesunden Fett darin. 1 EL Rapsöl reicht an essentiellen Fetten für den ganzen Tag aus, wenn man nebenbei sewenang-wenang gar kein anderes Fett mehr verzehrt auch keine Nüsse, Fleisch, Milchprodukte etc. Das habe ich ihr gesagt, worauf sie mir erzählte, dass sie sehr viele Nüsse essen würde, weil die ja sehr gesund sind. Die Frau war übergewichtig und erzählte mir auch, dass sie einen Leberschaden habe, für den ihr Arzt aber keine Ursache finden würde.

Wie, zum Geier, erklärt man Menschen, dass ein bisschen was von einer Substanz gesund ist, aber zu viel von einer gesunden Substanz schädlich? Wie erklärt man ihnen, dass man ohne Wasser verdurstet aber in zu viel Wasser ertrinkt?

Naja, wieder zurück zu Frau Story: Hormone und Membranfette synthetisiert der Körper aus Acetyl-CoA, was im Fettabbau anfällt, aber auch beim Abbau von Glucose. Glucose wird zu Pyruvat abgebaut und dieses wird in der Pyruvatdehydrogenasereaktion zu Acetyl-CoA abgebaut. Es kann hingegen sein, dass einem Coenzyme in der Phyuvatdehydrogenase Fehlen, das Thiaminpyrophosphat zum Beispiel, welches Vitamin B1, das Thiamin benötigt, um aus Pyruvat Acetyl-CoA zu machen und dann kann es tatsächlich sein, dass nicht genug Acetyl-CoA zur Synthese von Membranlipiden und Seroidhormonen zur Verfügung steht. Dann hat man aber einen Vitaminmangel und keinen Fettmangel! B1 ist in Vollkorn drin und es ist sehr hitzeempfindlich und geht ab 90°C kaputt.

Naja und dann legt sie noch ein paar Studien vor, die an normalen Menschen mit normaler ungesunder Ernährung gemacht wurden wo geschaut wurde, ob wenig Fett gesünder sei. Diese Studien sind immer wieder die gleichen. Bei keiner der Studien handelt es sich um Probanden die sich vollwertig ernähren und es handelt sich noch nicht einmal um Studien bei der wirklich wenig Fett gegessen wurde. Es lag bei um die 30% Fettanteil. Zur Erinnerung: Die WHO empfiehlt einen Fettanteil von 25%.

Und da denke ich an meine Tante, die mir bei unserem letzten Besuch erzählt hat, sie habe gelesen, dass Eier gesund seien. - Ja, Journalisten...Sollten wirklich Journalisten hingehen und Studien interpretieren? Menschen, die nicht das Wissen haben aber die Naturwissenschaften ein zu gehen? Ich weiß es nicht...Menschen hören gerne gute Nachrichten über ihre schlechten Angewohnheiten und Zeitungen wollen Auflagen steigern. Wo gibt es ein Gütesiegel? Woher weiß man, was man glauben soll, wenn man nicht die Möglichkeit hat eine medizinische Fakultät zu besuchen. Klar, jede Stadtbücherei hat Biochemie-Bücher. Aber die versteht man nicht. Und wenn man sie nicht verstehen MUSS, weil man Klausuren darüber schreiben muss, macht man sich auch nicht die Mühe sie zu verstehen. Hab ich früher auch nie. Ich hab auch nur Experte 1 vs. Experte 2 vor mit gehabt und musste alles am eigenen Leib ausprobieren. Was anderes bleibt einem dann leider nicht...dachte ich...

Menü des Tages am 26. August

Haferflocken mit Datteln, Reismilch, Banane, Zimt, Dattelkugel, Leinsamen


1 Grüntee

1 Bananenmuffin mit Schokotropfen

Mais-Kichererbsen-Eintopf



Mais-Kichererbsen-Eintopf
1 Bananen-Muffin

Ich bin definitiv ein Stressesser. Ob ich das für die Energiegewinnung oder das Belohnungssystem brauche, weiß ich nicht. Ich bin müde. Hab Mittagsschlaf gemacht, hatte keinen Hunger, hab aber auch nicht viel getan. Mich nur über Frau Story aufgeregt!;-)

Alles Liebe,

Silke


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