Besinnlichkeit, Oder???
So, Weihnachten ist vorbei. - In meiner Welt bestand Weihnachten dieses Jahr vor allem daraus mit Drogen zu experimentieren und im wahrsten Sinne des Wortes aus Besinnlichkeit. Ich musste richtig viel Nachdenken über was das alles soll, über mich, mein Leben, die Welt, den Sinn des Lebens, den Sinn von Weihnachten, den Sinn von Geld, Konsum, Essen und Geschenken, den Sinn von Glücksbotenstoffen und den Unterschieden von Glücksbotenstoffen. Und über Hoffnung, über Tiere, über das Geben, über Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen und über meinen Beitrag zu all dem. Was mich jetzt gerade vor die schwere Aufgabe stellt zu überlegen, wo ich mit meiner Erörterung überhaupt mal anfangen soll....
Zunächst mal war dies das erste Weihnachten im meinem Leben, an dem ich nicht arm war. Ich konnte Geschenke kaufen und mir selbst auch alles kaufen, was ich wollte, aber sollte ich das?
Immerhin weiß ich ja auch, dass Geschenke bzw. Kaufrausch auch nur maximal 5 Minuten glücklich machen und dann will man gleich mehr. Hinzu kommt, dass auch mein Vater alles hat und alles Geld sich zu kaufen, was er haben möchte. Also: Geschenke sind irgendwie nicht der wahre Sinn von Weihnachten. Menschen, und kleinen Menschen was zu schenken, die es sich nicht selber kaufen können, bereitet dann sicherlich durchaus Freude, sprich, lässt Glücksbotenstoffe sprudeln, aber Menschen, die alles haben, was zu schenken und dann noch zu befürchten, dass es das Falsche ist, ist sicherlich nicht Sinn von all dem.
Naja, mein Vater bekam das Gabel statt Skalpell-Kochbuch, eine Ingwerreibe, einen Hammer aus Schokolade und ein Geschenkset Socken. Ich bekam neue Laufschuhe, die wir natürlich noch am 23. kaufen mussten, weil ich natürlich auch noch anprobieren musste. Zum Auspacken bekam ich also gar nichts. Keine Überraschung, keinen Glücksbotenstoffkick, aber die Vorfreude auf den Kauf einer zusätzlichen Pulsuhr, die dann aber enttäuscht wurde, weil mein Vater auf Teufel komm raus nicht in die Osnabrücker Innenstadt fahren wollte um nach einer Pulsuhr zu suchen. Also bekam ich 100 € und darf mir heute selber eine kaufen. Weihnachtglück bis zum 27. also...
Daher ruhte meine weitere Hoffnung auf Glücksgefühle, die stärker sind als sonst immer im Jahr auf meinen veganen Süßigkeiten und Alkohol, von denen ich von morgens bis abends gegessen habe. Ich kannte wirklich kein Ende, möchte die Kalorien nicht mal ansatzweise wissen und an und für sich war das auch ganz schön, außer dass ich an mir selbst feststellte, dass ich im Süßigkeitenrausch auch auf nix anderes mehr Lust habe, als mich vom Fernseher berieseln zu lassen, was an Weihnachten ganz gut geht.
Allerdings habe ich auch mein Sportprogramm eingehalten und war am 25. Dezember 40 Minuten joggen und konnte so hautnah erfahren, dass Glücksbotenstoffe aus Schokolade im vegleich zu körpereigenen Endorphinen echt armselig sind. Es kam mir vor als sei das alles nur 2D-Glück, während körpereigene Endorphine 3D sind. Während ich lief dachte ich über Gott und die Welt nach, über meine Wünsche für die Zukunft, meine Vorsätze für 2014, was sich alles 2013 verändert hatte und das hat Spaß gemacht. Wenn man seine Glücksbotenstoffe aus Schokolade bezieht hat man das nicht und braucht als Ersatz den Fernseher...
Aber im Fernseher war dann auch die Weihnachtsansprache des Papstes und des Bindespräsidenten. Ich dachte,vielleicht könnte ich da was über den Sinn von Weihnachten lernen. Dem war nicht so, wenn ich auch die Ansprache des Bundespräsidenten sinnvoller als die des Papstes fand. Der Bundespräsident hat dazu aufgerufen tollerant gegenüber Flüchtlingen zu sein und auf sein Herz zu hören, der Papst hat zu Frieden aufgerufen. In meiner Welt gibt es weder Flüchtlinge noch Kriege also wieder nichts wozu ich meinen Beitrag leisten könnte...Wieder kein Sinn für Weihnachten...
Praktischerweise fiel mir dann aber Tolstoi ein der sagte:
"So lange es noch Schlachthöfe gibt, wird es auch Schlachtfelder geben."
Die frohste Botschaft von Weihnachten 2013 und das tollste Geschenk überhaupt und der Kick und die Hoffnung, die ich damit verbinde ist nämlich folgendes:
Nordrhein-Westfalen hat als erstes Bundesland das Töten männlicher Küken verboten. Das war Anfang der Woche. Der Grüne-Minister Johannes Remmel sagte folgendes: "Die grausame Praxis des Tötens von Küken aus reinen Renditegründen ist seit Jahrzehnten einfach hingenommen worden. Künftig wird diese Praxis ein Ende haben. Tiere sind Lebewesen und keine Abfallprodukte landwirtschaftlichr Produktionsprozesse." Peta schätzt, dass jährlich ca. 50 Mio Küken direkt nacht dem Schlüpfen umgebracht werden. Die Staatsanwaltschaft Münster hat jetzt entschieden, dass das Töten der Küken als ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz gewertet werden kann weil kein "vernünftiger Grund" dafür vorliegt. Den aber fordere das Gesetz. Die Züchter müssen jetzt nach neuen Möglichkeiten der Entsorgung suchen und nach Geschlechtsbestimmung im Ei etc. - aber ehrlich, wenn das jetzt ein Präzedenzfall wird, dass ein "vernünftiger Grund" für das Töten von Tieren vorliegen muss und es sonst gegen das Tierschutzgesetzt verstößt, wo bitte ist dann der vernüftige Grund für das Töten von Tieren als Nahrung für den Menschen???? ----????? - Ich muss so viele Fragezeichen machen, denn es ist vor allem noch unvernünftiger, da wir davon schwer krank werden und sterben!
Auf der Rückseite des Artikels über die Küken in der Neuen Osnabrücker Zeitung war ein Bericht über die vegane Weihnachtesfeier einiger Osnabrücker Studenten. Und ich bewundere diese 20jähren so für die Kraft und den Glauben den sie noch haben. Ein bisschen von dem Glauben habe ich an Weihnachten wieder bekommen.:-) Ich hatte den veganen Gedanken erstmals vor 25 Jahren. Da gab es Sojajoghurt, Sojamilch, veganen Käse, Tofuwurst und Schnitzel noch nirgends zu kaufen. Niemand wusste was "vegan" ist. Ich war sehr schnell disillusioniert. Ich war damals auch der einzige Vegetarier, den ich kannte. Die jetzt 20jährigen Veganer leben erst ein paar Monate so und haben noch gaaaaanz viel Idealismus, und irgendwer scheint da auf sie zu hören. Vielleicht auch irgendwelche Grüne Politiker, die vor 25 Jahren Vegetarier wurden und nichts verändern konnten...Man weiß es nicht.
Und dann am 2 Weihnachtstag war ich mit meinem Vater bei seinem Bruder zu Besuch und da nahm das Drama wieder seinen Lauf. Alle Hoffnung war verflogen, denn beim Bruder meines Vaters leben auch 60 Milchkühe. Ich hab mir den Stall angeschaut, wie die Kühe Leben, wie der Melkroboter funktioniert zu dem die Kühe, immer dann wenn sie Druck auf dem Euter kriegen, selber hin laufen, der dockt dann an das Euter an und die Kuh frisst während sie gemolken wird Kraftfutter. Der Roboter misst auch die Vitalzeichen der Kühe und die Kühe laufen unterdessen alle frei im Stall rum. Das sind schon mal bessere Lebensbedingungen als sie hatten, als ich ein Kind war und einfach nur an ihrem Platz im Stall standen, wenn sie nicht auf der Weide waren.
Also zwei Dinge habe ich einzuwenden gegen die Milchwirtschaft:
1.Milch macht Prostatakrebs, den häufigsten Krebs bei Männern in der westlichen Welt!
2. Die männlichen Kälber! - die haben kein so großes Problem wie die männlichen Küken, die werden nicht vergast und geschreddert, aber auch die haben das Problem, dass sie nichts wert sind.
Über Weihnachten sind 2 Kälber auf dem Hof meines Onkels geboren worden. Im Kälberstall bin ich den beiden begegnet und sie waren soooo süß. Da jetzt geradeder Zuckerpegel in meinem Körper abfällt rinnen mir Tränen, während ich das schreibe. Die Kälber wurden also geborten, waren ein paar Stunden bei der Mutter, wurden von ihnen sauber geleckt und kommen dann in den Kälberstall, wo all die anderen Kälber unterschiedlichsten Alters auch sind. Das ist vielleicht alles noch ok so. Die Weibchen werden ganz normal aufgezogen und werden selber Milchkühe wenn sie erwachsen sind, weil sie Gene für gute Milchkühe haben, aber mit den Männchen kann man nicht viel tun. Vereinzelt werden sie zur Zucht eingesetzt, aber meistens nicht. Wie die männlichen Küken sezten sie auch nicht schnell genug Fleisch an, um in die Fleischproduktion zu gehen. So ein männliches Kalb kann man für 50 € verkaufen. Ich war echt kurz davor es nach Köln mit zu nehmen, denn das Kälbchen säugte an meinem Finger wie an der Zitze seiner Mutter, als ich es brührte. Es war aber gerade nicht Fütterungszeit, also gab es keine Milch für das Kalb. Für uns Menschen zum Kaffeeklatsch gab es hingegen welche. Überhaupt guckten mich alle Kälber mit so großen Augen an, als ich den Stall betrat...Ob die das bei jedem machen?
Naja und last but not least darf ich berichten, dass meine Schwester überhaupt keine Schokolade für Weihnachten gekauft hatte und alle ihre Glücksgefühle aus der Mutterschaft bezogen hat. (Fließende Überleitung von den Kälbern zu meiner supersüßen Nichte!) Auch nicht schlecht, vielleicht sollte ich schwanger werden und dann alles auf die Kinder projizieren, was mir an Weihnachtsglück verloren gegangen ist, seit ich quasi jeden Tag Weihnachten habe, weil ich mittlerweile durch so viele andere Tätigkeiten Glücksbotenstoffe ausschütte. Herrgott, es breitet mir Freude im Bioladen zu arbeiten! Die Freude besteht bei mir auch nicht darin, 3 Tage am Stück frei zu haben, von der Jagt des Lebens. Auch das habe ich das ganze Jahr über. Ich habe es geschafft, das ganze Jahr über Weihnachten zu haben und was mache ich jetzt mit diesen 3 Tagen?
Ich habe also gelernt, dass ich glücklicher bin wenn ich weniger habe, weniger esse und liebe um des Liebens willen. Geben ist seliger denn nehmen. Ich hab's jetzt kapiert. Erleuchtung ist, wenn die äußerden Umstände egal sind. Glück ist ausschließlich in Gedanken und mehr nicht.
Ich spiele jetzt mit dem Gedanken, nächstes Jahr Weihnachten zu fasten, oder Obdachlose zu bekochen oder Kälber zu retten oder mich vor einen Schlachterei zu ketten, wie das ein Tierschützer in Husum über die Feiertage getan hat, oder einfach Geld zu sammeln und es zu spenden. Leider werde ich durch Schokolade nicht glücklich, vielleicht aber durch Liebe, das muss ich 2014 mal testen.
Und natürlich durch joggen, daher freue ich mich durchaus über meine neuen Joggingschuhe, die sogar vegan sind! Danke, Adidas!
Alles Liebe,
Silke
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