Lektionen Vom Wochenende...



Ich hab am Wochenende zwei Dinge gelernt: Wenn die Familie hungrig ist, die Hauptmahlzeit aber noch nicht fertig ist, kann man mit aller Ruhe einen Salat mit fettarmer Sauce auf den Tisch stellen und vor lauter Hunger wird dann auch der gegessen. Und praktischer Weise als allererstes.

Mein Plan war eigentlich den Salat als Beilage mit auf den Tisch zu stellen, obwohl mir die Erfahrung eigentlich gezeigt hat, dass wir den Salat dann nur anstandsmäßig anrühren. Das  Belohnungsystem wird leider am meisten von kalorienreicher Nahrung aktiviert und daher wird der Salat links liegen gelassen. Wenn man ihn zuerst serviert, passiert das nicht und man hat den selben Effekt wie mit stärkefreiem Gemüse vor der Mahlzeit. Und man hat sein Gemüse gegessen.

Es gab Samstag Abend erst Salat mit fettfreiem Ölersatz als Grundlage für das Dressing und danach einen Linseneintopf. Mein Vater hat sich noch eine Frikadelle dazu genommen, weil er der Annahme ist, dass er ohne nicht satt würde. Tatsächlich ist es aber so, dass die Frikadelle das Belohungssystem noch mehr anwirft als der Eintopf, daher sollte man wahrscheinlich eigentlich das Fleisch erst nach dem Gemüse essen und das Dessert wiederum erst danach. Falls dann noch Platz im Magen ist, aber das ist ja Sinn der Sache. Sich austricksen als wäre man Kind und Erziehungsberechtigter in einem: „Du kriegst ja dein ungesundes Essen, wenn du vorher das gesunde isst!“

Sowohl am Samstag als auch am Sonntag hat mein Vater mich dazu verführt mit ihm Kräuterschnaps zu trinken und ich habe am Sonntag gemerkt, dass mein Appetit abrutschte. Die Zuckersensibilität kam zurück. Ich merkte, dass ich bereits kurz nach der Mahlzeit wieder Appetit auf was Süßes hatte und überhaupt Essen wollte um gute Gefühle zu haben und nicht um mich zu sättigen. Das war erstaunlich zu beobachten jetzt, nach einem Monat quasi Challengeernährung. Ich denke aber auch, dass sich das recht schnell wieder geben wird, da ich sogar nach dem Alkoholexzess letzte Wochenende einfach weiter machen konnte. Da war es aber nur ein Tag und jetzt waren es zwei. Sucht kommt immer erst dann auf, wenn man Sachen mehrere Tage hintereinander tut und das wird selbstredend nicht passieren. Allerdings wäre es heute dann egal ob ich zu Zucker oder zu Alkohol greife. Abgesehen von der Leber und dem Kleinhirn wirkt sich Zucker suchtmäßig nämlich genau so aus. Man kann die eine Sucht mit der anderen substituieren.

Dass ich gestern recht bald nach dem Mittagessen aber wieder Appetit hatte, war gar nicht so ganz verkehrt, da ich 2 Cranberry-Kürbis-Muffins zum Kaffee mitgebracht hatte, die wir dann zusammen mit koffeinfreiem Kaffee getrunken haben. Mein Vater ist vor etwa einem Jahr komplett auf koffeinfrei umgestiegen, weil ihm, wenn er abends im Bett lag, das Herz immer so hoch schlug. Ich hab gesagt, das käme vom Kaffee, was er mir ewig nicht geglaubt hat. Dann hat er aber doch rum experimentiert und halb koffeinfrei und halb mit Koffein getrunken und schlussendlich das Koffein komplett gelassen. Er sagte, er habe nicht mal Entzugserscheinung oder Kopfschmerzen gehabt. Er hat vorher bestimmt ne ganze Kanne Kaffee am Tag getrunken. Über Jahrzehnte!

Dann hab ich mir Reis und Brokkoli für die Rückfahrt gekocht und dann die Tupperdose in der Küche stehen lassen, so dass mir zum Abendessen nur 2 Tomaten und eine Banane blieben, die ich in meine Jackentasche gepackt hatte. Und fast hatte das sogar gereicht. Ich hätte abends um 8 Uhr noch Lust auf Brokkoli gehabt, aber ich hatte keinen mehr und hatte irgendwie noch Appetit. Wahrscheinlich bedingt durch den Alkohol und so gab es dann abends noch mehr Obst. Bin gespannt, wie es mir heute ergeht.

Menü des Tages am 1. Februar

400 g Brokkoli mit Salz und Pfeffer


2 Tomaten

Haferflocken mit Rosinen, Sunwarrior, Lucuma, Leinsamen, Banane



1 Ricola Schweizer Kräuterzucker
4 Kräuterschnaps

Linseneintop mit Linsen, Brokkoli, Kartoffeln


2 Bananen
1 Mandarinen

1 Cranberry-Kürbis-Muffin
2 koffeinfreie Kaffee mit Süßstoff

2 Tomaten
1 Banane

2 Mandarinen
1 Apfel

Ich war ne Stunde joggen und hab so alle Kalorien sehr gut weggesteckt. Und ich denke immer noch darüber nach, was man pauschal über Essen nach der Entwöhnung sagen kann und ich glaube ich tue mich deshalb so schwer damit, weil zum einen das, was man neben dem Suchtstoff isst, auch noch eine Rolle spielt und die Wirkung des Stoffes abschwächen kann. Schokolade nach Brokkoli wirkt anderes im Körper als Schokolade auf leeren, hungrigen Magen.

Der andere Faktor ist natürlich die Biochemie des Betreffenden und wie stark die Sucht bei ihm ausgeprägt ist. Wer an sich feststellt, dass er bei herkömmlichen Süßigkeiten diktatorial nicht nein sagen kann, der muss vielleicht wirklich komplett und für immer die Finger davon lassen, kann aber  ggf. mit vollwertigen, selbstgebackenen Süßigkeiten umgehen. Auch deshalb tue ich mich so schwer zu pauschalisieren, was denn „danach“ passiert. Und ich weiß auch diktatorial nicht, ob ich dabei von mir auf andere schließen kann...

Mir gefällt diese Ernährung super gut, ich finde es klasse, dass ich mir die Gelüste auf Schokolade abgewöhnt habe und habe auch das Gefühl, dass ich besser mit mir selbst umgehen kann. Ohne Kaffee nimmt mein Körper sich den Schlaf, den er braucht, was dazu führt, dass ich tagsüber immer fit und leistungsfähig bin. Ach ja, und nicht gestresst! Ich warte regelrecht darauf, dass ich den Klausurenstress noch bekomme, aber vielleicht kommt der ja dieses Semester auch nicht mehr, weil ich nur eine Klausur schreiben muss. Vielleicht kommt er aber auch deshalb nicht, weil ich ohne Zucker und Koffein lebe. Oder er überwältigt mich in ein paar Wochen...

Alles Liebe,

Silke

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