Zuckersucht - Kein Psychisches Problem...
Ich hab gestern eine Homepage zur Challenge veröffentlicht und noch die Restarbeiten daran gemacht. Auf ihr sind alle Videos gesammelt, Rezeptlinks zu challengetauglichen Rezepten, die Challenge überhaupt wird erklärt und Links zu ergänzender Literatur gibt, so dass man einen Überblick über alles hat und die Challenge schlussendlich auch völlig alleine für sich zuhause durchziehen kann.
Mit der Beschreibung der Kategorie „Essen als Sucht“ habe ich bis gestern gewartet, weil ich adikara nicht wusste, wie ich das präsentieren sollt. Ob ich auf Studien verweisen sollte, die ich gelesen habe, darüber schreiben soll, dass Ratten sich in Experimenten lieber für Zucker als für Heroin als Droge entscheide, ob ich die biochemischen Details der Zuckersucht erklären soll?! - Ich habe mich für Nein entschieden, obwohl man damit dem Leser suggerieren kann, dass man voll Ahnung von dem hat, was man erzählt, aber verstehen würde es sowieso kaum einer.
Ich hab mich daher dafür entschieden das zu beschreiben, was der Betroffene kennt, diese Unfähigkeit Nein zu sagen, wenn irgendwo was Süßes in greifbarer Nähe ist und das eine unausgeglichene Biochemie im Hirn daran schuld ist, die irgendwann als Kind mal getriggert wurde, außer Balance geriet und die auch ererbt sein kann und dann getriggert wurde. Und die binnen 4 Tage mit der Challengeernährung wieder ins Lot gebracht werden kann. Das dürfte reichen, denke ich. Ach ja, die betroffenen Neurotransmitter habe ich noch erwähnt und was für Gefühle sie machen.
Und während ich so schrieb fiel mir auf, dass diese Erklärung dafür, was wirklich mit einem los ist, so eine unglaubliche Erleichterung ist! Jemand, der bei Süßkram nicht nein sagen kann, fragt sich in dieser Gesellschaft unter Garantie immer, wo sein psychologisches Problem liegt. Er fragt sich, ob er irgendwie defekt ist, warum er keine Disziplin aufbringen kann. Er fragt sich, warum andere das können und sucht in sich nach emotionalen Gründen, die ihn zum Essen treiben und er denkt, er ist irgendwie defekt im Vergleich zu anderen Leuten.
Das ist unglaublich belastend, wenn man damit Jahrzehnte lang durchs Leben geht und sich immer, wenn man mehr Süßkram ist, als man eigentlich wollte, wieder suggeriert, dass man nicht gut genug oder eben defekt ist! Das ist belastend für mehr oder weniger normalgewichtige Menschen aber erst Recht für Übergewichtige und wahrscheinlich noch mehr für Menschen die übergewichtig und durch ihr Übergewicht dann auch noch krank sind und z.B. Diabetes haben (wo sogar die Patienten wissen, dass sie zu viel Zucker essen. Herz-Kreislauf-Erkrankung und Schlaganfälle werden von Patienten weitestgehend als „Schicksal“ abgetan. Und obendrauf dann noch die Hänseleien!!!
Aber der Punkt ist: Man ist nicht defekt. Man hat nicht mehr unverarbeitete Probleme als andere Menschen. Man ist nicht zu doof mit seinen Problemen umzugehen. Die meisten Menschen merken natürlich, das sie Süßkram auch essen, wenn sie Probleme oder unerwünschte Gefühle haben und glauben daher dieser „emotional Essen und unverarbeitete Probleme-Theorie“. Dem ist aber nicht so. Das Problem ist nach 4 Tagen Entwöhnung vorbei. Nicht nur bei mir, auch bei den anderen Challengeteilnehmern. Es ist als wenn man einen Schalter umlegt. Ziemlich wahrscheinlich tauchen natürlich irgendwann mal Probleme oder ungute Gefühle auf, aber der Impuls sie dann mit Süßkram zu bekämpfen, ist dann weitestgehend abgestellt. Klar, kann es sein, das dennoch mal ein Rückfall passiert in einem solchen Moment, aber dann weiß man, wie man wieder auf den Damm kommt!
Vera Tarman schreibt in Food Junkies: The Truth About Food Addiction, dass Therapie bei Esssucht so gut wie nichts auslösen würde. Tatsächlich hatte sie einen Patienten, der wegen seines Übergewichts einen Therapeuten aufgesucht habe. Auch er dachte, er hätte viele unverarbeitete Probleme, die die Grundlage dafür waren, dass er zu viel aß. Er machte also die ganze Therapie, sprach über all seine Problem und bei der letzten Stunde zum Abschied sagte der Therapeut zu ihm, er solle mal was gegen sein Übergewicht tun.
Ich habe in der Medizinbibliothek ein Buch über Binge Eating und seine Heilung ausgeliehen. Binge Eating: Kognitive Verhaltenstherapie bei Essanfällen. Mit Online-Materialien (Materialien für die klinische Praxis) Das Buch handelt ausschließlich von kognitiver Verhaltenstherapie bei Fressanfällen. Kein Wort wird über die Biochemie verloren sondern es wird ausschließlich über Methoden geredet wie man den Patienten von den Gefühlen befreien kann, die vor dem Essanfall liegen, so dass der Essanfall aufhört. Wenn der Essanfall aber durch das bedingt ist, was gegessen wird und nicht durch das was gedacht wird, beziehungsweise, die Gefühle, die der Patient hat ursprünglich eh nur daher kommen, dass seine Gehirnbiochemie aufgrund seiner Nahrung verrückt spielt, dann ist die Ursache für die Gefühle, die zum Essanfall führen nicht die Ursache, sondern die falsche Nahrung, die die schlechten Gefühle machen, die den Essanfall machen. Und damit sind wir wieder bei der falschen Nahrung und der Teufelskreis geht von vorne los. Klar?
Binne 4 Tagen ist das tendenziell heilbar. Ein paar andere Faktoren spielen da natürlich auch noch mit rein: Ob der Patient das Konzept versteht, ob er kochen kann, ob sein Umfeld mitmacht und seine Arbeit. Das Leben kommt halt häufig dazwischen. Ich weiß nicht, wie lange kognitive Verhaltenstherapie bei Binge Eating dauert und vor allem, wie viel Geld sie kostet – und wie ineffektiv sie vielleicht ist. Manch eine Therapierter hört vielleicht mit den Essanfällen auf, aber bleibt übergewichtig, weil er immer noch falsch isst und wird dann dennoch krank und fühlt sich immer noch schlecht.
Eine Challengeteilnehmerin schrieb gestern oder vorgestern: „Ist euch schon mal aufgefallen, wie billig die Challenge ist? Selbst in Bioqualität kostet Reis, Kartoffeln, Hirse etc. so gut wie nichts. Ich bin gespannt wie viel Geld ich im Laufe der Zeit noch sparen werde.“
Das dem gegenüber gestellt, was alles an Geld im Gesundheitssystem, inklusive der ganzen Psychokisten, verschwendet wird. Ich frage mich wie viele Menschen in Psychotherapie sind, weil sie falsch essen!
Binge Eating und Übergewicht mit Verhaltenstherapie behandeln zu wollen ist in meinen Augen ebenso effektiv wie Krebs mit einer Psychotherapie zu behandeln. Nicht, dass das gar keine Auswirkungen hat, tatsächlich war ich gerade selbst erst letzte Woche als Teilnehmer an einer Singstunde für Krebspatienten, die ein Bekannte von mir leitet. Singen, so hat man raus gefunden, stärkt das Immunsystem und das braucht der Mensch, wenn er Krebszellen platt machen will. Dennoch würde niemand auf Chemo oder OP verzichten, nur weil es diese Möglichkeit auch gibt. Psychotherapie hat natürlich auch ihre Berechtigung aber nicht in einem Bereich, bei dem eine biochemische Störung im Hirn die Ursache ist, die durch falsche Nahrung ausgelöst wird.
Menü des Tages am 11. Janaur 2015
7 Uhr: Brokkoli und Tomate
Haferflocken wie immer
12 Uhr: 2 Bananen (nach dem Joggen)
13:30 Uhr: Quinoa und 400 g Brokkoli mit Salz und Pfeffer
1 Kaki
15:40 Uhr: 1 Sharom
19 Uhr: Challenge-Sushi
21:30 Uhr: 1/3 Süßkartoffel
Seit Beginn der Challenge fällt es mir nicht mehr so leicht abends einzuschlafen, vielleicht weil ich gerade sehr ausgeruht bin und länger wach bleiben kann, vielleicht auch weil ich mehr Energie habe und vielleicht aber auch, weil mein Serotonin naturgemäß halt niedriger ist und sich das noch einpendeln muss. Ich weiß nämlich noch, dass wenn man aufhört zu rauchen, man auch erst nmal nicht einschlafen kann und genau so fühlt sich das jetzt an. Ich weiß auch von einem Freund, dass es dem ebenfalls so ging, der nahm dann zum Einschlafen immer ein Nikotinkaummi.
Ich tippe halt darauf, dass es das Serotonin ist, was abends verhältnismäßig zu niedrig ist und daher habe ich den Rat aus Potatoes Not Prozac: How to Control Depression, Food Cravings and Weight Gain befolgt und mit ein bisschen Süßkartoffel vor dem Zubettgehen zu essen, weil die dafür sorgt, dass durch Insulinausschüttung das Tryptophan über die Blut-Hirn-Schranke kann und zu Serotonin verarbeitet wird. Tatsächlich schlägt Barnard vor, dass man Weißbrot essen soll, das hat er zumindest in der Ellen DeGeneres Show so erzählt, aber das ist ja nicht challengetauglich. Ich glaube es hat besser funktioniert mit dem Einschlafen...
Und da lache ich dann wieder darüber, wie dumm man vor 10 Jahren noch war, denn da hieß es überall man solle abends Eiweiß essen, denn da sei das Tryptophan drin, was die Ausgangssubstanz für Serotonin ist. Wenn das aber nicht über die Blut-Hirn-Schrank kommt, ist da auch keinem geholfen.;-)))
Video von gestern:
Alles Liebe,
Silke
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