Gelassenheit...
Challenge Tag 15:
Ich glaube nicht, dass sich ein „normaler“ auch nur ansatzweise vorstellen kann wie sich ein zuckersensibler fühlt, genau so wenig, wie sich ein zuckersensibler vorstellen kann, wie sich jemand normales fühlt. Ich wage zu behaupten, dass ich so langsam einen Einblick in beides kriege, obwohl ich ein relativ geringes Zuckerproblem habe, was mir aber auch vermittelt, dass das Problem in den unterschiedlichsten Facetten daher kommt.
Ich habe eine Kommilitonin, die mir schon vor 1,5 Jahren ganz faktual sagte, sie könne ihre Ernährung nicht verbessern, denn sie sei zuckersüchtig. Dabei ist sie schlank und geht joggen und eigentlich ist alles in Ordnung. Allerdings tut sie sich sehr schwer ihr Leben auf die Reihe zu kriegen, Motivation zu Lernen fehlt, alles ist immer voll Probleme, das Leben ist Chaos und irrational und ich frage mich wie und ob da ein Zusammenhang besteht. So manche Biochemie legt das nahe. Ich hab aber auch eine Kommilitonin, die zu Aldi geht und 10 Tafeln Schokolade kauft worauf die Kassiererin fragt: „Sie müssen viel lernen, oder?“ Oder ich beobachte mich selbst dabei, wie ich in Gesellschaft oder auf einer Party bin oder noch besser bei Dreharbeiten und erkennen muss, dass ich die einzige bin, die wirklich so oft zu Süßkram greift.
Gestern wurde mir besonders klar, wie es normalen Menschen geht, denn die essen nicht wenn sie Lust darauf haben, sondern wenn sie hungrig sind. Die essen nicht aus Spaß, sondern weil eine Mahlzeit ansprechend schmeckt, sättigt und nahrhaft ist. Ich frage mich aber auch, wie viele Menschen noch normal sind oder ob nur Menschen, die noch andere Drogen konsumieren in der Lage sind der Lustfalle zu entkommen, oder ob wir alle früher oder später rein tappen, schließlich werden wir alle im Laufe unseres Lebens immer dicker. Ich hab kürzlich gelesen, dass irgendwer raus gefunden habe, dass es daran läge, dass wir über die Feiertage jeweils 1 kg zunehmen, was wir dann nach den Feiertagen nicht mehr loswerden. Ich weiß nicht, ob man das so faktual sagen kann. Gleichzeitig stelle ich fest was für eine elende Erfindung dieser Adventskalender doch ist, denn bei einer Sucht macht nicht die Dosis das Gift sondern die Regelmäßigkeit. In Anbetracht von Zuckerrausch werden mir auch diese himmelhoch jauchzenden und dann zu Tode betrübten Gefühle der Kinder an Weihnachten klar. Ich und meine Schwester waren an Weihnachten auch immer völlig aufgedreht, chaotisch, es wurde gelacht und unter Garantie auch geheult, Mutter ist ausgeflippt und all dieser typische Weihnachsstress. Ist es nicht nur Zuckerstress?
Ich habe aber auch eine Arbeitskollegin, die einfach nicht auf süß steht. Sie mag herzhafte Sachen viel lieber und wird von den süßen Verkostungen einfach nicht verführt. Sie ist schlank, aber sie sagt auch ganz konkret, dass sie auch aufpassen würde.
Bei Zuckersucht hingegen, kann man nicht aufpassen, man nimmt den Drang nach Zucker als lebensnotwendiges Bedürfnis wahr, ähnlich wie Durst und man MUSS das Zeug haben. Es ist aber nicht lebensnotwendig und da liegt die Krux. Das ist das Irre daran. Das ist Sucht.
Was gerade bei mir passiert, kann ich aber nicht wirklich erklären. Mein einziger Ansatz wäre, dass Brokkoli/Gemüse die Aufnahme von Kohlenhydraten in den Darm immens verlangsamt. Allerdings ist mein Blutzuckerspiegel morgens auch normal, wenn ich keinen Brokkoli esse, das habe ich im Pflegepraktikum alle Nase lang gemessen, also ist es vielleicht nicht dass, sondern doch was, dass mit Neurotransmittern und Rezeptoren zusammen hängt.
Ich hab 3 Mahlzeiten eingehalten, weil ich kaum Lust hatte zu essen.Während der Mahlzeit hatte ich dann aber echten Hunger. Sonst/früher/immer ist es so, dass ich alle 2-3 Stunden einen weiteren Kick brauchte und dieses Bedürfnis nehme ich als Appetit war.
Menü des Tages am 27. November 2014
6:30 Uhr: 430 g Brokkoli mit Salz und Pfeffer
Haferflocken - wie immer
1 Kaki
11:15 Uhr: 2 Kaki
½ Schüssel Eintopf
1 Mandarine
16 Uhr: 2 Bananen
400 g Brokkoli
90 g Instant Tabouleh
Ich hab so wenig gegessen, dass ich hätte schwören können, dass ich von gestern auf heute abgenommen habe, aber das war mir diesmal nicht vergönnt. Verflixt und zugenäht...
Abends war ich im Theater, aber ich fand das Stück so schlecht, dass ich keine Lust mehr hatte auf meinen Schauspielerfreund zu warten um nachher noch was trinken zu gehen, der in dem Stück mitgespielt hat. Also keine Bierverführung, wobei ich momentan eh denke, dass mich das nicht reizen würde, weil ich mich so „un-getrieben“ von Essen fühle und das sehr genieße, Gewicht hin oder her.
Der Frühstücksbrokkoli macht allerdings tatsächlich keinen Spaß mehr. Ich möchte morgens als allererstes was Süßes und sei es Obst und ich weiß nicht, ob ich das nach der Challenge wieder völlig einstampfe und zu meinem üblichen Frühstück zurück kehre. Spätestens dann sollte sich zeigen, ob der Effekt vom Brokkoli herrührt oder von anderen Dingen.
Alles Liebe,
Silke
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