Wie Man Nicht Beweist, Dass Vegane Ernährung Nichts Taugt...



Mir ist von einer Leserin ein Betrag zugespielt worden, der von einer, na ich sag mal, „Antiveganerin“ in ihrem Forum veröffentlicht wurde, welcher ein gutes Beispiel dafür ist, wie Wissenschaft eben nicht funktioniert, warum Sekundärdaten nicht wirklich taugen und warum Interpretationsobjektivität ausgesprochen wichtig ist. Ich fühlte mich wieder an alles erinnert, was ich für meine mündliche Physikumsprüfung über MedSoz lernen musste und übe mich in Dankbarkeit, dass mir eine wissenschaftliche Ausbildung zu teil wird. Ärgere mich aber gleichzeitig mal wieder darüber, wenn andere Menschen  nicht wissenschaftlich an Dinge heran gehen. Das ist, als würde man ein Spiel mit jemandem spielen wollen, der die Regeln nicht kennt oder sich daran nicht halten will. Erkannt wird das aber dann auch wieder nur von Zuschauen, die die Regeln kennen und nicht von denen die die Regeln nicht kennen. Ein Zuschauer, der die Regeln ebenfalls nicht kennt, mag den Spieler, der die Regeln nicht kennt als „besser“ einschätzen...Und so ist das in der Wissenschaft auch. Studien gelten als valide, als gültig, wenn die das messen, was sie tatsächlich messen sollen. Alles andere ist Pseudoscience. Nicht umsonst gibt es diesen Begriff.

Besagte Antiveganerin war auf einen Artikel gestoßen, der hier http://sciencev1.orf.at/sciencev1.orf.at/science/news/133211.html veröffenticht wurde. Eine „Wissenschaftsseite“ des östereichischen Fernsehens. Die Überschrift ist betitelt mit: Forscherin: Fleisch ist wichtig für die Entwicklung von Kindern. Angeblich habe die Forscherin gesagt, dass es unvertretbar sei Kinder vegan aufzuziehen.

Aber kommen wir zur Studie:

In Kenia wurden 544 ca. 7 jährige Kinder in 4 Gruppen eingeteilt. Die eine Gruppe enthielt zusätzlich zu ihrer herkömmlichen Ernährung noch 60 g Fleisch, die zweite Gruppe noch 1 Tasse Milch, die dritte Öl und die vierte nichts. Die Studie lief 2 Jahre und nach Ablauf der 2 Jahre hatte sich gezeigt, dass die Kinder aus den Gruppen mit zusätzlichen Lebensmitteln im Durchschnitt 400 g mehr zugenommen haben als Kinder, die keine zusätzliche Nahrung bekommen hatten. Wenn sie Milch bekommen hatten, nahm ihre Oberarmuskulatur um 40% zu und bei Fleisch 80%. Die Kinder, die Fleisch bekommen hatten, schnitten auch bei Intelligenztests besser ab.

Wofür ist das aber jetzt ein Beweis? Dafür, dass unterernährte Kinder mit Fleisch besser gedeihen als mit Milch oder Öl? - Ja, genau!

Wenn man nämlich den Namen der Forscherin Lindsey Allen in Google eingibt findet man eine lange Liste ihrer Forschungsarbeiten und erkennt sehr schnell, dass sie darauf spezialisiert ist rauszufinden, wie welche Mikronährstoffe aus welcher Nahrung in Entwicklungsländern am besten die jeweiligen Probleme beseitigen können. Also damit, wie der Hunger in der 3. Welt gelindert werden kann. Kinder in Kenia essen hauptsächlich Mais und Bohnen und damit alles andere als eine ausgewogene Ernährung. Die Studie diente überhaupt nicht dazu rauszufinden, ob vegane Ernährung unzureichend ist, sondern dazu zu ergründen welches zusätzliche Nahrungsmittel von diesen dreien Fleisch, Milch, Öl am besten geeignet ist die Kinder zu nähren. Dabei zeigte sich, dass Fleisch am effektivsten ist in Anbetracht dessen was sonst noch gegessen wird.

Würde man eine Studie machen in der übergewichtige Siebenjährige in Deutschland oder den USA unterschiedliche Nahrungmittel gegeben würden um zu schauen was sich besser auf ihre Gesundheit auswirkte käme wahrscheinlich heraus, dass Mais und Bohnen sich besonders positiv auswirken. Man kann mit Fleisch überernährt und auch unterernährt sein. Alternativ hätte man den Kindern auch noch andere Nahrungsmittel zusätzlich geben könnten um zu gucken, wie sich das auswirkt, denn es war eigentlich klar, welche Nährstoffe den Kindern fehlen Vitamin A, Eisen, B12, Vitamin E. - Zudem schreibt die Antiveganerin auch, dass es sich hierbei um eine NEUE Studie handele...Wenn man in PubMed nachschlägt findet man ein Erscheinungsdatum 2003. Wissenschaftlich also alles andere als neu. Da heißt die Studie wie folgt: Interventions for micronutrient deficiency control in developing countries: past, present and future.
Es handelt sich also um eine Intervention bei Mikronährstoffmangel in Entwicklungsländern.

Demnach ist die Studie in keinster Weise aussagekräftig für die Ernährung von Kindern in der westlichen Welt, in welcher alle Nahrungsmittel mit allen Nährstoffen das ganze Jahr hindurch verfügbar sind. Jeder Mikronährstoff mit Ausnahme von B12 ist in veganen Nahrungsmitteln vorhanden. Man müsste also die Kinder von Veganern in der westlichen Welt untersuchen ob vegane Ernährung zu Mangelerscheinungen führt, aber auch das ist natürlich Irrsinn, weil es richtige und falsche vegane Ernährung gibt, genau so wie es richtige und falsche omnivore Ernährung gibt.

Menü des Tages am 9. Oktober

Haferflocken, Rosinen, Mango, Sonnenblumenkerne, Chia, Wasser


2 Grüntee

Kaffee mit Sojamilch und Stevia

Organic Food Bar Belgian Chocolate

Linseneintopf vom Vortag


Dark Nougat Crisp Vivani

2 Ringe Ananas



3 Gemüseburger
Salat aus Blattsalat, Frühlingszwiebel und Gurke mit Mangodressing

vorher
nachher...Ist empfehlenswert, diese Burgermischung...


Frühschicht im Bioladen und ich hatte noch Linseneintopf vom Vortag. Ich bin ein völlig anderer „Essens“-Mensch, wenn ich nicht im Prüfungsstress bin. Ich verschlinge einen Schokoriegel nicht einfach so, sondern stelle nach 2 Stücken fest, dass ich genug habe und lege ihn zur Seite. So kenne ich mich eigentlich nicht...

Und dann fange ich an zu denken, dass es vielleicht doch überhaupt nicht mein Belohnungssystem ist, dass danach verlangt sondern schlicht und ergreifend ein physiologisches Bedürfnis nach Energie und die kriegt man durch einen Schokoriegel ziemlich gut! - Vielleicht kennt ihr das: Man isst vollwertig, fettarm und pflanzlich, hat seinen Magen voll, aber immer noch das Gefühl, dass man noch mehr Essen sollte. Dieses Gefühl macht mir immer Sorgen, weil ich dann denke, dass ist abnormal. Das Gefühl noch eine hochkonzentrierte Nahrung wie Banane oder Dessert nachzuschieben. Vielleicht ist das aber wirklich physiologisch. Vielleicht ist die Dehnungskapazität meines Magens erreicht, aber meine Energiesensoren melden noch: „Körper braucht mehr Energie für schwere Lernarbeit“. Diese Überlegung kann ich aber auch nur wagen, weil ich normalgewichtig bin.

Die Käse-und Wurst-Verkäuferin im Bioladen offenbarte mir gestern, sie sei koronar herzkrank und habe einen Stent gesetzt bekommen in einem ihrer Herzkranzgefäße. Ich: „Und dann stehst du noch hinter der Wurst- und Käsetheke und verkaufst das Zeug, was dich krank gemacht hat!!!“ - Ich glaube, ich war zu heftig an der Theke, aber ich habe mich zuvor schon, ohne was zu sagen darüber aufgeregt, dass diese Frau Kindern eine Scheibe Fleischwurst schenkt, die gerade dabei sind ihren Geschmack zu prägen und ihr Belohnungssystem. (Mein Vater würde jetzt sagen, Menschen die im Sumpf sitzen versuchen immer andere mit rein zu ziehen). Zuerst redete sie sich damit raus, dass sie ja nicht viel davon essen würde...Ich: „Ja, das sagen alle, aber wenn du Plaque in deinen Herz-Kranzgefäßen hast, dann isst du davon zu viel und hast auch dein ganzes Leben lang zu viel davon gegessen. Dann hieß es: „Mein Arzt sagt mir aber, ich solle mich bewegen und ich mach 3 mal die Woche Nordic Walking und mein Herz ist gesund!“ - Ich: „Dein Problem ist nicht deine Bewegung (sie muss tatsächlich vieeel abnehmen, hat locker 40 kg zu viel und deshalb hat ihr Arzt ihr sicherlich Bewegung verordnet) das Problem ist auch nicht das Herz, das Problem sind die Plaques in deinen Gefäßen und die gehen davon nicht weg. Dann sie: „Ja, und weil ich koronar Herzkrank bin muss ich Stress meiden und wenn ich niemanden an der Theke habe, der mir hilft, habe ich Stress!“ - Sie hatte sich den ganzen Vormittag schon darüber aufgeregt, dass wir unterbesetzt sind...

So sieht die Realität aus: Die Menschen wollen einfach nichts an ihrem Verhalten ändern, glauben dem Guru, der ihnen die Aussage über ihre schlechten Angewohnheiten liefert, die sie hören wollen und in dem Fall unterer Antiveganerin einer Studie, die überhaupt nicht in der Lage ist das zu beweisen, was sie gerne hätte, dass sie beweisen soll.

Wer mir wissenschaftlich beweisen kann, dass vegane, aubwechslungsreiche Ernährung Kindern schadet und dass Fleisch und Käse sich positiv auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen auswirken, den höre ich gerne an. Alles Unwissenschatliche verdient hingegen nicht einen Hauch meiner Aufmerksamkeit.

Alles Liebe,

Silke


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