100% Perfekte Ernährung Vs. 95% Perfekte Ernährung
Da saß ich also vorgestern mit Dr. Goldhamer beim Mittagessen zusammen und habe die Gelegenheit genutzt ihn zu fragen, was seine Meinung bezüglich einer ca. 95%igen "True-North-Ernährung" ist.
So weit ich das beobachte laufen hier nur 2 Leute rum, die sich 100%ig daran halten. Dr. Goldhamer und sein Sohn. Ich glaube alle anderen Leute, mit denen ich gesprochen habe, machen irgendwelche Ausnahmen, obwohl ich natürlich nicht mit allen Leuten gesprochen habe. Und auch die Patienten sprechen immer darüber, dass man alles "In Maßen" machen könne. Ich frage mich halt seit Ewigkeiten ist das wirklich so? Oder führt "in Maßen" bereits dazu, dass man entweder krank wird oder dazu, dass man immer mehr will und es einem nicht gelingt sich zu entwöhnen und seine Gelüste aufrecht erhält.
Ich persönlich erlebe das so:
Wenn ich "clean" bin und dann eine Ausnahme machen, will ich (am selben Tag) immer mehr davon und der Genuss ist unglaublich groß. Das ist logisch, weil das Belohnungssystem seine Rezeptoren hoch reguliert hat und die Wirkung damit größer ist. Wenn ich aber, wie z.B. in LA jeden Tag irgendwas zuckriges esse, denn nimmt der Genuss ab und ich bin auch nicht mehr so scharf drauf. Nicht, dass ich es dann gar nicht essen wollen würde aber dieser absolute Hochgenuss ist nicht mehr da. Was dann aber auch passiert ist, dass meine Nährstoffbilanz nicht so ausgewogen ist, wie sie sein sollte und ich natürlich auch jeden Tag eine Dosis will.
Ich erlebe es aber auch so, dass es nicht gut tut zwischen diesen 2 Stadien von Belohnungssystemrezeptordichte zu wechseln, denn jeder Wechsel ist nervig und ich fühle mich unausgeglichen. Ich fühle mich unausgeglichen, wenn die Drogennahrung voll wirkt, weil ich dann mehr will und auch weil ich Assoziationen knüpfe darüber wie wahnsinnig toll diese Nahrung ist. Und selbstredend fühle ich mich auch unausgeglichen, wenn ich auf Entzug gehe.
Aber zurück zu Dr. Goldhamer, der mir auf meine Frage antwortete, dass eine 95%ig perfekte Ernährung schon ok ist, aber man von diesen 5% immer mehr wollen würde. (So wie ich dann halt;-)). Darauf zielte meine Frage aber nicht ab, sondern auf die Auswirkungen auf die Gesundheit. Denn wie wir alle wissen ist man durchaus mit hoher Disziplin dazu in der Lage eine 95%ig perfekte Ernährung auch dauerhaft durchzuziehen. Er antwortete, dass man mit einer 95% perfekten Ernährung dann auch nur 95% der Gesundheitsvorzüge bekämen. - Und dann habe ich mich voll Kanne blamiert, weil er einen Witz gemacht hat den ich nicht gecheckt habe. Er fasste sich an den Kopf und sagte "With a 100% perfekt diet it could happen, that your head hurts from a very tight halo" - Halo bedeutet Heiligenschein, es gibt aber auch halo-artige Kopfschmerzen, daher habe ich den Witz nicht gecheckt. Erst als meine Mitbewohnerin dazu kam und darüber lachte, hab ich es geschnallt. Jetzt denke ich natürlich Goldhamer kann mich nicht leiden...und hoffe, das geht wieder weg...
Ja, und wenn man dann weiß, dass eine 95% perfekte Ernährung 95% der Vorteile bringt, muss man sich nur noch fragen, was ist denn die "perfekte Ernährung".
McDougalls Ernährung enthält Salz und auch ein wenig Zucker dafür sehr wenig Fett und auch kein Öl, Esselstyn empfiehlt mehr Grünzeug zu essen, meidet Salz komplett und legt auch Wert auf sehr viel Grünzeug, verwendet aber Zucker, Fuhrman meidet Salz, aber nicht Fett und legt auch keine Wert auf 100% vegane Ernährung dafür aber wieder auf viel Grünzeug, Barnard hingegen ist liberaler, dafür aber streng vegan. Er erlaubt Öl und gestattet auch wenig Zucker und auch Salz und ist schlussendlich der liberalste von allen. - Mit all diesen Ernährungsweisen kann man hohe Cholesterinspiegel, Triglyceridspiegel und Typ-II- Diabetes heilen, also was ist perfekt?
Und dann die Frage ob Menschen genetisch unterschiedlich veranlagt sind. Ist die China Study bzw. eine Ernährung wie sie im ländlichen China betrieben wird auch die beste für Menschen mit Genen aus Mitteleuropa? Traditionell wurde in Mitteleuropa, so nehme ich an, mehr Fett gegessen, weil hier weniger wächst. Obst gibt es hier nur wenig und es sind entweder Beeren oder Äpfel und Birnen, die nicht sehr süß sind. Meine Mittbewohnerin hier stammt aus Jamaika, wo wesentlich mehr süßes Obst wächst und vielleicht kann sie genetisch bedingt mehr davon essen als z.B. Esselstyn empfieht.
Goldhamer ist von all den veganen Ärzten aber der erste der das "Esssuchtproblem" erkannt hat. Fuhrman ist mittlerweile auf diesen Zug aufgesprungen und das zu Recht.
Mit meiner Ernährung habe ich keinerlei gesundheitliche Probleme aber ich fühle, dass es nicht gut tut von adikara cleaner Ernährung zu hochkalorischer zucker- und fetthaltiger Nahrung zu wechseln. Das habe ich oben beschrieben. Und schlussendlich, dass war die Quintessenz bei Der Fettlöserin, bringt es adikara gar nichts eine Ernährung anzustreben, die man nicht dauerhaft durchhalten kann.
So ist sowohl ein dreiwöchiger Aufenthalt im True North als auch meine dreiwöchige Challenge quasi nur als Erfahrungswert und als Entwöhnung gedacht. Man muss sich fragen wie es danach weiter gehen kann und was man dauerhaft durchhalten kann und muss dabei realistisch bleiben.
Ich persönlich halte es für mich nicht für möglich dauerhaft nach den Challengeregeln zu leben. Ich finde auch, dass mir Fett und Salz keine großen Probleme machen. Probleme macht mir Zucker und mir machen auch schon Trockenfrüchte Probleme. Auch sowas wie Nussmus kann gefährlich werden, aber Nussmus hat, genau wie Trockenfrüchte, noch ein paar Nährstoffe. Nussmus, im Gegensatz zu Trockenfrüchten, macht dafür keine Karies.
Ich bin also gestern durch Santa Rosa gelaufen (Video hier) und habe über die Erfahrungen und Erkenntnisse reflektiert und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich für mich eine dauerhaft durchhaltbare Ernährung finden muss, die mich am besten mit den zwei Konflikten umgehen lässt die ich habe: Wenn ich 100% perfekt esse, mache ich mich zum sozialen Außenseiter und kann nicht mit anderen Menschen ausgehen. Wenn ich nicht perfekt esse, habe ich das Belohnungssystem-Problem, was ich oben geschildert habe.
Was ich fast nie in Gesellschaft mache ist Zucker essen. Das mache ich meistens, wenn ich gestresst bin und lernen muss oder wenn ich frustriert und traurig bin. Oder ich mache es, zum reinen Entertainment z.B. jetzt auf Reisen. Ich war gestern in einem Café, dem Seed to Leaf Organics und habe Fruit Crumble mit Vanilleeis auf Kokosbasis gegessen. Das war vegan und unglaublich süß und hat mein Belohnungssystem voll stimuliert. Ich habe das der Rezeptionistin im True North später erzählt und sie meinte das Seed to Leaf sei "True North approved" sie würden kein Öl, Salz und Zucker verwenden. Ich bin mir aber schwer sicher, dass in dem Dessert haufenweise Zucker war und in ihren anderen Gerichten auch Salz ist. Mag sein, dass sie kein Öl verwenden...Ich hab aber auch erlebt, dass ich gestern Abend dann am liebsten noch mehr Zucker wollte. Sowas passiert, wie gesagt nicht, wenn ich regelmäßig Zucker esse, aber dann esse ich auch nicht ausgewogen genug und gesundes Essen ist nicht mehr so reizvoll.
Lange Rede kurzer Sinn, ich glaube ich kann dauerhaft auf Zucker verzichten, nicht aber auf Salz oder auf gelegentlichen Alkoholgenuss. Daher habe ich folgenden Plan entworfen: Ich werde ab Samstag, wenn ich wieder arbeiten muss – da bin ich abgelenkt und nicht in der Stadt unterwegs – mal die True North Ernährung volle Kanne durchziehe. Ich esse nach jeder Mahlzeit hier aber viel zu viel von dem Obst, weil es so lecker und süß ist und das Obst ist Melone, was ich normalerweise nicht essen und Melone als Dessert ist eigentlich echt keine gute Idee, auch wenn ich nicht an Food Combining glaube. Nach dieser Woche werde ich mich dann mal wieder dessertfrei challengen und rohes Gemüse als Dessert essen bzw. nicht-süßes Obst wie Tomate und Gurke. Und wenn es dann weiter geht nach New York auch weiter auf Zucker verzichten und keine Eiskreme und Co. mehr kaufen jedoch durchaus vegane Restaurants aufsuchen. Ich glaube ich bin in der Lage dauerhaft ohne Zucker zu leben, da ich Zucker nicht in Gesellschaft esse sondern fast immer alleine. Öl verwende ich eh nicht mehr und den Salzverzicht halte ich persönlich nicht für soooo wichtig für eine gesunde Person. Öl in Restaurants stört mich nicht so.
Menü des Tages am 9. März
2 Bananen
4 Paranüsse
Blumenkohl, Gurke und Salat
Haferflocken mit Mandeln, Zimt, Erdbeeren, Obst und Leinsamen
Süßkartoffeln mit Salat, Rosenkohl, Pilzen, Mangold
Obst
Soja Latte entkoffiiniert von Starbucks
Fruit Crumble mit Vanilleeis
Kartoffeln, Salat, Möhren und Grünkohl
Ich hab euch mal ein paar Fotos gemacht, wie das Buffet im True North aussieht.
Da gibt es zum einen die 24-Stunden-Salatbar wo man sich immer, wenn man Hunger hat was essbares holen kann. Da gibt es auch Obst rund um die Uhr.
Und zu den Mahlzeiten gibt es zusätzlich 4 Warmhalteschalen mit meistens Bohnen, Stärke und zwei Sorten Gemüse. Das ist ziemlich genau das was ich anstrebe. An den Salzmangel habe ich mich ziemlich gut gewöhnt, aber das Obst danach passt nicht so gut in meine Verdauung, besonders gerade jetzt nicht, weil ich durch das So Delicious Eis getriggert wurde und unbewusst nach mehr Süße suche und dann mehr Obst esse. Das war die Tage vor dem Eis nicht so...
Also, Plan ist gemacht. Mal schauen ob er sich umsetzen lässt.
Alles Liebe,
Silke
0 Response to "100% Perfekte Ernährung Vs. 95% Perfekte Ernährung"
Post a Comment