Challengestart!
Die nächste Challenge ist endlich wieder da! - Nachteil an der ganzen Sache: Ich war nicht die einzige der Teilnehmer der ersten Challenge, die sich zu sehr gehen lassen hat. Wenn man eine totsicherer Methode hat mit der man ein Problem in den Griff kriegen kann, wird man zu nachlässig. Also, zumindest in den Endzügen. Ich kann ja auch super mit Nicotinkaugummi mit de Rauchen aufhören, daher hatte ich nie diese Hemmschwelle zur ersten Zigarette. Mit der Challenge ist das jetzt genau so: Ich wusste, wann der Termin zur nächsten Challenge an stand und die anderen auch, daher sind wir alle zu weit vom Pfad abgewichen.
Mein Essrhythmus ist völlig hinüber und ich hab Süßgelüste. Ich hab sogar kurz überlegt ob ich mir noch ein letztes Mal Schokolade genehmigen sollte, einfach nur, weil ich jetzt keine mehr darf. Ich hab es dann aber gelassen, weil Cranberry-Muffins gereicht haben und auch weil ich wahrscheinlich von Schokolade echt grundsätzlich die Finger lassen muss. Ich komme mit Alkohol und Zigaretten-Ausnahmen besser klar als mit Schokoladenausnahmen. Das ist ziemlich krass! Vielleicht, weil die echtes Essen ist und daher mehr mit meiner Ernährung kollidieren.
Ich denke darüber nach, was mich womöglich erwartet und auch jetzt schon darüber, was die anderern erwartet. Eine neue Teilnehmerin schrieb gestern in der FB-Gruppe, dass sie Angst habe sich mit Kohlenhydraten so unendlich voll zu stopfen, dass sie vor habe Kalorien zu zählen. Ich erinnere mich an alles, was ich über Food Obsession gelesen habe. Kalorien zählen und sich dauernd wiegen sind ein Teil des Problems und man muss sich schlussendlich auch davon lösen. Es ist quasi ein Suchtcharakteristikum. Logisch, wenn die Krankheit darin besteht einen Kontrollverlust zu erleiden, und das ist der gemeinsame Nenner bei Esssucht und auch Essstörungen. Dann versucht man sein Gewicht und seine Kalorien zu kontrollieren.
Das faszinierende an der Challenge ist aber, dass das wirklich vorbei geht. Nach 4 Tagen stopft man sich nicht mehr mit allem voll und erkennt, dass der Körper eine Grenze setzen kann, für das Verlangen nach Nahrung. Dann erwächst Vertrauen.
4 Tage muss aber auch ich mich jetzt rumschlagen mit Gelüsten, mit zu viel Nahrung im Verdauungstrakt und ziemlich wahrscheinlich auch mit schlechterer Stimmung und/oder Lethargie.
Ich bin gespannt, was ich diesmal lernen werde. Gespannt, was den anderen passiert und wie sich diese Challenge von den letzten unterscheidet. Ob wieder solche Heureka-Erlebnisse kommen, wie, dass ich 3 Mahlzeiten einhalten kann? Wie ich mich in Klausuren ohne Kaffee und Traubenzucker schlage?
Und ich erwische mich dabei, wie auch ich versuche zu „handeln“. - Es heißt, alle Süchtigen versuchen zu handeln, in dem Sinne, dass sie versuchen für sich die Regeln zu verdrehen oder abzuändern, weil sie „völlig anders ticken“ - In ihren eigenen Augen! Ich hab mir gestern überlegt, ob es vielleicht möglich wäre Kuchen z.B. mit weniger Zucker zu backen, so dass ich meinen Geschmack nicht ruiniere. Dabei hatte ich völlig vergessen, dass Kuchen ja auch aus Mehl besteht, was auch nicht geht. Alkoholiker oder Raucher die aufhören wollen, „handeln“ indem sie die Menge runter schrauben wollen, oder nur am Wochenende rauchen/trinken etc. Und irgendwann stellen sie dann fest, dass das nicht funktioniert und entscheiden sich dann doch für Abstinenz. Ich weiß nicht, ob ich an diesen Punkt kommen werde und falls ja wann.
Eine Teilnehmerin schrieb gestern in der Gruppe, dass sie neben der Challenge, Intermittierendes Fasten machen wolle, weil sie Angst habe mit der Challenge nicht genug Gewicht zu verlieren. Sie wolle daher nicht jeden Tag essen. Außerdem könne sie nicht immer Challenge essen sondern habe auch noch Familie, die sich völlig anderes ernähre. Auch das ist ein „Handel“ - Man will zwar von der Sucht weg, aber nur für die Zeit, wenn man den Kontrollverlust hat, nicht, wenn man damit Spaß haben kann.
Ich bin auch so. Ich glaube, wir sind alle irgendwo so. Die Psychologin Judi Hollis erkennt in ihrem Buch Fat Is a Family Affair: How Food Obsessions Affect Relationships bei Süchtigen, die selben Phasen wie bei Trauernden:
1. Nicht wahr haben wollen
2. Aufbrechende Emotionen über den Verlust
3. Suchen, finden, sich trennen, wo man Nähe zu der Droge sucht, aber sie nicht konsumiert
4. Akzeptanz
Ich bin noch im "Nicht wahr haben wollen" bzw. im Handeln mit der Situation. „Mal ein Stück Schokolade wird doch wohl gehen, oder?“ Nur ist meine Schokolade nicht tot, sondern gilt als vermisst. Auch das ist wahrscheinlich ein Prozess, der eine gewisse Zeit braucht.
Menü des Tages am 17. Februar
8 Uhr: rohe Möhren mit Rosenkohl
Haferflocken, Banane, Yogi-Tee, Mandeln, Leinsamen, Traubenkernmehl, Trauben
1 Cranberry-Kürbis-Muffin
10 Uhr: 1 Cranberry-Kürbis-Muffin
11.45 Uhr: Rest Eintopf mit rotem Quinoa
2 hv Trauben
2 Mandarinen
14:30 Uhr: 1 Muffin
1 Banane
18 Uhr: Linsenchili mit rotem Quinoa
1 Banane
Ich hatte nicht genug Brokkoli im Haus, weil an Rosenmontag alle Geschäfte in Köln zu haben, also musste es das geben, was ich noch hatte: Möhren und Rosenkohl. Und ich habe meine Süßgelüste mit Muffins bekämpft, die ich ja noch eingefroren im Kühlschrank hatte. Statt Schokolade, aber die haben in meinem momentanen Zustand auch Lust auf mehr gemacht. Nur, dass sie halt auch viele Nährstoffe enthalten und den Magen füllen...
Also, man darf gespannt sein. Und wer noch nicht mit dabei ist. Beitreten! https://www.facebook.com/groups/737463279681650/?fref=ts
Alles Liebe,
Silke
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