Essen Als Sucht - Spektrum Der Wissenschaft
Challenge Tag 13:
So, ich fühle mich wieder normal. Gestern im Laufe des Tages bin ich wieder ins Reine gekommen, also ich fühle mich nicht „normal“ sondern so optimal wie vor letztem Samstag. Manchmal denke ich, hui, das Essen macht keinen Spaß mehr oder, ne, ich hab jetzt keine Lust auf Essen. Der Unterschied zwischen suchthaftem Essen und Essen aus Hunger besteht im Spaß daran. Wie viele Neurotransmitter dann wie und in welcher Form ausgeschüttet werden ist faszinierend, denn bei echtem Hunger macht Brokkoliessen auch enormen Spáß. Wenn man aber bereits 3 Gänge eines Abendessens vertilgt hat, macht Brokkoliessen gar keinen Spaß mehr, sondern nur noch Mousse au Chocolat-Essen.
Ich hab Zuckersucht mal in den Katalog der Medizinbibliothek Köln eingegeben und feststellen müssen, dass die meisten interessanten Bücher zum Thema Essen/Esstörung/Esssucht nicht in Köln sondern in Bonn liegen. Möglicherweise, weil man in Köln nicht Ökotrophologie studieren kann, sondern nur in Bonn. Praktischer Weise, ist die Kölner Bibiliothek die größte Medizinbibliothek ganz Europas. Ergebnis meiner Suche war ein Artikel in der Zeitschrift „Spektrum der Wissenschaft“ die die ganze Ausgabe Februar 2014 dem Thema Essen gewidmet haben. Ich bin also in die Bibiliothek gestapft, hab den Artikel kopiert nur um zu sehen, dass er auch im Internet einsichtig ist. So praktisch ist ein Benutzerausweis der größten Medizinbibliothek Europas also auch nicht. ;-)
Der Autor, Paul J. Kenny forscht über Drogensucht, Fettleibigkeit und Schizophrenie. Das fand ich in der Hinsicht interessant, dass ich mich schon seit mehreren Wochen frage, wie viele Bekloppte dort draußen wohl rum laufen, die eigentlich eine psychische Betreuung oder sogar Medikation bedürfen bzw. wie viele psychische Störungen wohl durch falsches Essen bedingt sind. Depressionen hängen ja, wie gesagt, mit niedrigem Serotoninspiegel zusammen, was man mit falscher Ernährung eigentlich ziemlich leicht bekommen kann. Aber das ganze mag ich jetzt noch nicht zu Ende denken. Dann mache ich nur eine weitere Büchse der Pandora auf.
Also, dieser Artikel ist wirklich großartig und sehr leicht verständlich geschrieben. Er handel davon wie man Expermimete mit Ratten gemacht hat, die man kokain- oder schokoladensüchtig gemacht hat, wie risikoreich sie sich verhalten, wenn man ihr Leben bedroht, sie aber von Sucht getrieben werden, was exakt ein Merkmal für Suchterkrankung ist: Man kann ein Verhalten nicht bleiben lassen, obwohl es einem gesundheitlich schadet. Und das ist genau die Krux bei all den Diabetikern und Herz-Kreislauf-Patienten. - Ein Diabetiker heult, wenn man ihm sagt, er solle bitte 3 Tage lang nur fettfrei und pflanzlich essen, hat aber überhaupt keine Scham, weil er in einen 2 l Eimer pinkelt, der ehemals dazu diente Pfannkuchenteig zu transportieren, weil sein Leib so füllig ist, dass er seinen Penis nicht mehr halten, geschweige denn sehen kann und den Eimer braucht er einfach nur zwisschen eine Beine halten. Diesen Patienten gab es im Krankenhaus auf der Diabetes- Herz-Kreislauf-Station. Er wog 220 kg. Um seine Insulinresistenz zu verbessern sollte er "Gemüsetage" machen. Er hat Tränen vergossen...
Schlussendlich erklärt der Artikel, wie das Ganze läuft. Eigentlich haben wir die Hormone Insulin und Leptin, die uns signalisiere, dass wir genug gegessen haben, aber wenn das Belohnungssystem entsprechen stark stimuliert wird, werden diese Signale nicht registriert. Dabei schiebt der Autor die größte Stimulation auf moderne fett- und zuckerhaltige Nahrung mit hohem Kaloriengehalt. Dummerweise ist es den Wissenschaftlern nämlich nicht möglich eine bestimmte Substanz im Essen ausfindig zu machen, welche das verursacht. Man kann da über Zuckersucht sagen was man will, und womöglich ist sie tatsächlich intensiver, aber mit Fett geht genau das selbe. Deshalb ist es was anderes für das Belohnungssystem, wenn man eine Bratwurst isst, als ein wildes Kaninchen mit nur 10% Körperfett.
Ich habe unter anderem die Medizinbibliothek aufgesucht um rauszufinden wie denn die offizielle Meinung der Schulmedizin dazu ist und tatsächlich hatte man schon diskutiert, ob man Adipositas in den Katalog der psychischen Erkrankungenen, das DSM-5 aufnehmen sollte und hat sich schlussendlich dagegen entschieden. In erster Linie, so heißt es, um fettleibige Menschen nicht als seelisch krank zu stigmatisieren.
Ja, nun, auf adipöse trifft das Problem mit der Esssucht sicherlich definitiv zu, aber es gibt auch Menschen, die davon nicht adipös werden, sondern einfach nur übergewichtig oder die sich einfach nur einen Hauch außerhalb ihres BMI bewegen. So mancher ist vielleicht sogar normalgewichtig, treibt aber Sport. Für alle medikamentenabhängigen Diabetiker gilt in meinen Augen, dass sie lebensmittelsüchtig sind, denn nur mit Sport und einer fettarmen, vollwertigen Ernährung ist Typ-II-Diabetes in den Griff zu kriegen und nichtmehr nachweisbar. Und das wird von den Ärzten sogar kommuniziert.
Anders ist das (noch) bei der Artherosklerose. Viele Ärzte glauben immer noch, dass sie irreversibel ist, obwohl Ornish' Forschung fast 25 Jahre alt ist. In Studien, die seither aber mit Ornish' Ernährung durchgeführt wurden, konnten viele Menschen die fettarme Ernährung nicht durchhalten und auch da sehe ich wieder das Problem darin, dass sie rückfällig wurden und ihren alten Lebensmitteln mit der immensen Belohnungssystemwirkung anheim gefallen sind. Wenn Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen, aber nicht genauso auf der Suchtebene behandelt werden, ist den Patienten wahrscheinlich nicht zu helfen.
Ach ja, der Autor des Artikels, Paul J. Kenny, arbeitet auch an der Entwicklung von Medikamenten, die Adipositas eindämmen könnten. - Ja, so habe ihr euch das gedacht, was????? - Es werden zwei Medikamente vorgestellt. Das eine ist Lorcaserin, was kürzlich die Zulassung der FDA erhalten hat und in den Staaten auf dem Markt ist. Es stimmuliert den Serotonin-2C-Rezeptor im Hirn und mildert das Verlangen nach Essen und Nikotin.
Das andere hat man wieder vom Markt genommen worden, weil es Depressionen und Suizid verursachte, Rimonaband. Es hemmt Heißhungerattacken aber auch das Verlangen nach Alkohol. Opiaten und Kokain. Und da soll noch einer sagen, dass hinter all den Süchten nicht die selben Mechanismen stehen!
Naja, wenigstens räumt Herr Kenny ein, dass selbst wenn ein wirksamer Arzneimittelstoff gefunden würde, sich für den Übergewichtigen vielleicht doch nicht viel ändern würde, da er ja in einem problematischen Umfeld lebe. Kollegen, Familienmitglieder und Freunde, die selber zu viel essen und natürlich die Gepflogenheiten der Gesellschaft. Ich bin gestern über einen Weihnachtsmarkt gelaufen und da gibt es ausschließlich Lebensmittel, die das Belohnungssystem stimulieren.
Menü des Tages am 25. November 2014
6 Uhr: 400 g Brokkoli mit Salz und Pfeffer
Haferflocken mit Banane, Sunwarrior, Lucuma, Taubenkernmehl, Apfel, Zimt, Wasser
8:30 Uhr: 1 Kaki
2 Bananen
11:30 Uhr: Champignons, Blumenkohl, Knoblauch, Salz, Pfeffer
Bulgur mit ½ Paprika, 1 Frühlingszwiebel, Curry-Tomatensauce und etwas Salz
1 Kaki
15 Uhr: 1 Banane
18 Uhr: Brokkoli mit Knoblauch, Salz und Pfeffer
Bulgur, Paprika, Curry-Tomatensauce, Zwiebel, Mais, Salz – hab die Schüssel nur halb leer gekriegt
1 Kaki
Die Kakis substituieren gerade alles was ich an Sucht auf Süßes noch in mir habe. Kakis und Bananen. Im Laufe des Nachmittags wurde ich wieder normal, vormittags hatte ich noch das Bedürfnis vom Essen irgendeinen Kick zu kriegen.
Auf der Waage ist auch wieder alles normal,
300 g mehr als beim letzten Mal, als ich auf meiner Waage stand, aber das sind halt die üblichen Schwankungen. Der Trend ist das was entscheidend ist und der ist genau so, wie er sein soll.
Alles Liebe,
Silke
PS: Ich hab nen Pickel gekriegt, allerdings einen sehr kleinen.und meine Kopfhaut fettet kaum noch nach. Das ist nicht mal bei Obstrohkost passiert, was aber logisch ist, da Fructose ja häufig in Fett verwandelt wird und dann hat man doch keine fettarme Ernährung.
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