Zuckersucht Im Richtigen Leben...
Challenge Tag 6:
Man geht davon aus, dass Suchtkranke, von der Natur mit weniger Dopaminrezeptoren ausgestattet wurden. Das gilt für alle Süchtigen: Spielsüchtige, Alkoholiker, Nicotinsüchtige, Sexsüchtige und ziemlich wahrscheinlich auch Esssüchtige. Barnard hat die Diabetiker seiner Studie auf die Anzahl der Dopaminrezeptoren untersucht und festgestellt, dass ein Großteil von ihnen mit weniger Dopaminrezeptoren ausgestattet war. Das ist genetisch bedingt, aber es hat folgendes zu Folge:
Die Natur hat es wohl so eingerichtet, dass Menschen, die wenig Botenstoffe wie Serotonin und Beta-Endorphin produzieren auch nur wenig Rezeptoren haben. So kriegen sie unter normalen Umständen die selbe Menge Glücksgefühle, wie Menschen, die mehr Rezeptoren haben, aber auch mehr Botenstoffe produzieren. Wenn man jetzt aber eine Substanz konsumiert, welche zu einer Ausschüttung von mehr Botenstoffen führt, stellt der Körper fest, dass jetzt, wo scheinbar mehr Botenstoffe kommen, er auch mehr Rezeptoren benötigt. Er produziert also mehr Rezeptoren und wenn dann die Menge an Botenstoffen plötzlich wieder zurück geht, steht man mit mehr Rezeptoren als Botenstoffen da und hat Entzugserscheinungen. - Streng genommen ist sogar Liebeskummer eine Entzugserscheinung, weil da genau das selbe passiert.
Kathleen DesMaisons ist in Potatoes Not Prozac besonders wichtig darauf hin zu weisen, dass Serotonin die Impulskontrolle reguliert. Menschen mit einem niedrigen Serotoninspiegel (relativ zur Anzahl ihrer Rezeptoren) fällt es unglaublich schwer Nein zu sagen, weil der Impuls nach einer Substanz zu greifen einfach viel zu schnell für die jeweilige Kontrolle ist. Ein Esssüchtiger hat wegen seines niedrigen Serotoninspiegels fast gar nicht die Chance nein zu sagen. Es ist ihm biochemisch nicht möglich zu widerstehen. Er muss seine Biochemie in den Griff kriegen.
Ich kenne zwei Bloggerinen, welche beide jeweils 110 kg wiegen, die mir bekannt sind, weil sie mein Blog lesen oder lasen. Die eine bloggt seit 4 Jahren darüber dass sie abnehmen will, hat alle möglichen Bücher gelesen, richtig gute Bücher, die ich teilweise auch gelesen habe, hat alle möglichen Ernährungsweisen ausprobiert aber sie kann sich einfach nicht am Riemen reißen. Ein paar Tage geht es gut, sie bloggt dann darüber, und dann verschwindet sie 2 Monate lang. Taucht dann irgendwann wieder auf und ist wieder neu motiviert jetzt doch endlich abzunehmen. Und genau das passiert jetzt seit 4 Jahren immer und immer wieder.
Die andere hat vor 4 Jahren mit Rohkost auf gesunden BMI abgenommen. Dann hat man sie verrückt auf 80/10/10 gemacht - alsp Freelee Style (die beste Lustfalle für einen Zuckersensiblen), sie hat alles Obst der Welt gegessen und dabei zugenommen. Dann gab es einen Rückfall in Kochkost und dann passierte gar nichts mehr. Durch Zufall habe ich ihre Spur wieder aufnehmen können, auf einem neuen Blog unter einem neuen Namen, wo sie vor ziemlich genau einem Jahr dokumentierte, wie sie mit veganer Vollwertkost 17 kg abgenommen hatte. Bis sie sich dann entschied im Februar 2014 einen Monat roh zu leben, was wieder zu Ausrutschern geführt hat, den sie mit "Selbstsabotage" betitel hat und dann, wie ich gestern erfahren habe, zu einer erneuten Gewichtszunahme um 20 kg binnen der letzten 10 Monate.
Man möchte meinen, die sind beide völlig bekloppt? Warum passiert ihnen das dauern, obwohl sie doch das Wissen darum haben, wie man sich gesund ernährt? Warum sind sie nicht in der Lage mehr Willenskraft an den Tag zu legen, vor allem, wenn sich auch schon gesundheitliche Probleme einstellen? Um 110 kg zu halten muss man täglich 3300 kcal essen. Ohne Sport!
Weil sie naturgemäß zu wenig Dopaminrezeptoren, welche durch den Konsum von falscher Nahrung hochreguliert sind (also der Körper hat ihre Anzahl vergrößert und verlangt jetzt mehr Stoff) und sie einen niedrigen Serotoninspiegel haben, welcher es ihnen unmöglich macht nein zu sagen, weil die Impulskontrolle nicht funktioniert. Das ganze ist aber heilbar. Tatsächlich hatte es die eine von beiden mit der veganen Vollwertkost ziemlich gut im Griff. Sie hat langsam ihre Hirn-Biochemie wieder auf normale Verhältnisse gebracht, Dopaminrezeptoren runter reguliert, Serotonin mit langsamen Kohlenhydraten hoch reguliert und abgenommen. Und dann kam der Rückfall nie wieder zurück gefunden.
Das ist krass, oder?
Ich nehme an, dass das allen übergewichtigen Menschen so geht. Wir sind nicht an Nahrungsmittel angepasst, die unsere Hirnchemie so manipulieren können. Manche Menschen habe einfach keine Affinität dafür, manche haben ihre Süchte anderes gelagert, rauchen und sind dabei dünn oder sind nur kaffeesüchtig und manche treiben ausreichend Sport. Viele die das Rauchen oder das Trinken aufgeben, nehmen dann zu, weil sie eine andere Substanz für ihre Dopaminrezeptoren brauchen. Und Esssucht, bzw. Zuckersucht ist unter Garantie real. Noch streitet sich die Wissenschaft darüber, aber schlussendlich ist dass egal, denn es ist eigentich klar, dass wenn du etwas machst, was dir schadet und du es mit aller Macht deines Verstandes nicht stoppe kannst, dass es dann eine Sucht ist. Das gilt auch für so Sachen, wie wenn man sich aus einer Beziehung, die einem nicht gut tut, nicht lösen kann.
Das erinnert mich an folgendes: Es gibt einer neue Krankenhausserie, Regie führt Stephen Soderberg und das ganze spielt 1900 in New York und heißt „The Knick“. Ich finde es unglaublich faszinierend, wie die Serie darstellt, wie 1900 operiert wurde und Medizin betrieben wurde, daher habe ich sie mir angeschaut. Der Held ist ein morphiumsüchtiger Chirurg, der ein ziemliches Genie ist. Die erste Staffel hatte 10 Folgen und in der letzten Folge wird der Chirurg dann in eine Entzugklinik eingliefert. Im letzten Bild, sieht man einen weiteren Arzt, der dem Chirurg, seinem Patienten, eine Spritze geben will mit einer Substanz, die er aus einem kleinen Fläschchen aufzieht. Der Arzt sagt dabei: „Seien sie beruhigt, Dr. Thackery, ich gebe ihnen jetzt einer Spritze mit einer neuen Substanz, die ihre Entzugssymtome lindern wird. Seien sie beruhigt, diese Substanz ist von Bayer, dem Aspirin-Hersteller, sie ist diktatorial ungefährlich.“ Der Chirurg bekommt also seine Spritze, er wird ruhiger. Der Arzt stellt das Fläschchen mit der Substanz ab und die Kamera fokusiert das Fläschchen.
Darauf steht „Heroin“
Ich fand das so krass, dass ich Heroin gegoogelt habe und es ist wirklich so, dass Bayer um die Jahrhundertwende rum, diese Substanz entwickelt hat. Heroin, Morphium und auch Endorphine docken an die selben Rezeptoren an. Zucker wirkt genau so wie Heroin. Erst 1904 entdeckte man, dass Heroin doch auch abhängig macht. Vorher dachte man, einzige Nebenwirkung sei Verstopfung und sexuelle Unlust. Auf warnende Ärzte wurde nicht gehört. 1912 wurde erstmals diskutiert Heroin zu verbieten, 1931 musste Bayer die Produktion einstellen. Und lustig ist auch noch, dass Bayer den Namen auswählte, weil das Wort Heroin die englische Bezeichnung für Heldin ist.
Ich hoffe mal, dass irgendwann auch anerkannt wird, ganz offiziell, dass Zucker, wie Alkohol und Nikotin abhängig machen kann. Nicht jeden, es gibt Menschen, die damit umgehen können, aber Menschen, die nicht damit umgehen können, sollten in ihrer Sucht genau so ernst genommen werden, wie Alkoholiker. Und vor allem müssen Diabetiker nicht nur wie Zuckerkranke, sondern wie Zuckersüchtige behandelt und auf Entzug gesetzt werden genau so ernsthaft wie Alkoholiker.
Menü des Tages am 18. November 2014
6:00 Uhr: 400 g Brokkoli mit Salz und Pfeffer
1 Birne
Haferflocken, Lucumapulver, Wasser, Banane, Sunwarrior Vanille, Traubenkernmehl, Maronen, Zimt
2 Ingwer-Zitronengras-Tee
11 Uhr: 500 g Rosenkohl mit Kichererbsen-Vinaigrette (nur ¾ geschafft)
2 Bananen
14:30 Uhr: Rest Rosenkohl
2 Birnen
17 Uhr: 500 g Brokkoli mit Salz und Pfeffer
Bulgursalat
1 Banane
Die Waage hat sich um 100 g nach unten bewegt und ich bin reichlich gespannt, was passiert, wenn meine Tage nun da sind.
Ach, a propos, Kathleen DesMaisons berichtet auch darüber, dass vor der Regel, die Menge Beta-Endorphin im Blut die geringste im ganzen Zyklus ist. So erklärt sich der Heißhunger auf Schokolade und die anderen komischen Dinge.
Ich hatte gar keinen Appetit auf Schokolade. Vorgestern der Pudding aus Banane und Kakao war da auch alles. Gestern hingegen hätte ich Lust gehabt ein Bier zu kaufen, was ich dann nicht gemacht habe.
Morgen ist die erste Woche fertig dann gibt’s, nehme ich an, einen zwischenstand. Es war bisher alles superleicht, leichter als ich es mir vorgestellt hätte. Ich hab tatsächlich auch keine Pickel bekommen. Liegt das jetzt am Grünzeug oder daran, dass ich weniger Stärke gegessen habe? Oder daran, dass ich erstmals auch unter 10% Fett gegessen habe? Ich kann's nicht sagen...
Alles Liebe,
Silke
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