Medizinische Soziologie...
Ich habe mich so weit wieder beruhigt, habe einen Überblick gewonnen über das was gelernt werden muss und ein gutes Gefühl, dass ich mich halbwegs adäquat auf die mündliche Prüfung vorbereiten kann, habe in MedSoz sogar das Gefühl, dass ich eine richtig gute Prüfung ablegen kann und finde den Stoff von Tag zu Tag interessanter, weil es mal kein sturres Faktenlernen und Begriffepauken ist, sondern es ist fast Philosophie. Und Philosophie kann ich, das war ein Abiturfach von mir. Ich könnte in MedSoz fast so gut vorbereitet in die Prüfung gehen, wie ich es im Abitur war und das war im ganzen Studium noch nie der Fall.
MedSoz kommt wahrscheinlich auch im ärztlichen Alltag, sowie im gesamten Gesundheitswesen zu kurz und daher sollte ich vielleicht auch mal darüber schreiben. Über Biochemie habe ich ziemlich viel geschrieben, aber über MedSoz so gut wie gar nicht.
Es steht für Medizinische Soziologie, wird im 2. Semester unterrichtet und deshalb hat es jeder Medizinstudent wahrscheinlich bis zum Examen wieder vergessen. Es beschäftigt sich mit der Arzt-Patienten-Beziehung, mit der Entstehung von Krankheiten verursacht durch soziale Schichtzugehörigtkeit, mit der korrekten Durchführung von Studien, mit der Organisation des Gesundheitswesens, mit den Klassifikationen von Krankheiten, nach ICD und ICF, und der Gesundheitsdefinition der WHO.
Da wird zum Beispiel gelehrt wie die Arzt-Patienten-Kommunikation stattfinden soll, dass Empathie von Seiten des Arztes vorhanden sein muss, dass diese Empathie auch kommuniziert werden muss, dass der Arzt und der Patient gleichberechtigte Partner sein sollen in der Entscheidungsfindung für eine Therapie und beide die Verantwortung tragen – Das habe ich, obwohl ich in meinem Leben nicht sonderlich viel bei Ärzten war, noch nie erlebt. Ich kenne es so, dass der Arzt sich anhört, was ich sage, er die Therapie bestimmt und dabei so dogmatisch auftritt, dass ich mich auch nicht mehr traue irgendwas dagegen zu sagen. Danach bin ich entweder compliant oder nicht-compliant, sprich, ich folge der Therapie oder tue es nicht.
In beiden Fällen ist das aber suboptimal, denn wenn man kein gutes Gefühl bei einem Arzt hat, hat man kein Vertrauen, wo kein Vertrauen ist herrscht Unsicherheit und Kontrollverlust und das wiederum führt zu Stress, welcher wiederum zur Ausschüttung von Cortisol führt, welches das Immunsystem schwächt. Sprich: Schlechtere Genesung.
Oder es geht um die Entstehung der Persönlichkeit und der Sozialisation, was schon im Mutterleib beginnt und auch in der frühen Kindheit. Wenn die Mutter schädliche Substanzen konsumiert kann es zur Schädigung der kognitiven Fähigkeiten führen, was es dem Kind erschwert Bildung zu erlangen, welche aber erforderlich ist um eine gute Stellung in der Gesellschaft und im Berufsleben zu haben. Bildung ermöglicht es dem Menschen auch Gesundheitsinformationen zu finden, sie zu verstehen, sie zu beurteilen und sie anzuwenden. Mangelnde Bildung führt zu schlechterer Gesundheitsfürsorge, zu Konsum von miesem Essen, Tabak, Alkohol, schlechten Wohnbedingungen etc. Darüber hinaus gibt es die Theorie, dass je besser der Wortschatz und die gramatikalischen Fähigkeiten ausgebildet sind, man umso höher ausgeprägte kognitive Fähigkeiten hat und damit wiederum eine bessere Stellung in der Gesellschaft haben kann.
Wenn man in der frühen Kindheit also das Sprechen durch eine Person lernt, die keinen elaborierten Sprachcode verwendet, bleiben die kognitiven Fähigkeiten zurück. Wenn man in der frühen Kindheit aber auch kein Urvertrauen aufbauen kann oder man kein gutes Bindungsverhalten lernt, schadet auch das wiederum der Gesundheit aus oben genannten Gründen.
Ein großes Teilgebiet der Medizinischen Soziologie ist auch der Aufbau von Studien, wie man sie möglichst standardisiert durchführen kann, wie man Verblindung des Versuchsleiters verhindern kann, wie man Störfaktoren eliminiert, welche Studien für welche Zwecke gut sind und was für Messungen man durchführen kann.
Ein weiterer sehr krasser Effekt ist das gesamte Gebiet des Versorgungsmanagements sowie der integrierten Versorgung. Dabei geht es darum, wie man die diversen Bereiche des Gesundheitssystems besser vernetzen kann, sowohl wirtschaftlich als auch für das Wohl des Patienten. Es gab eine Feldstudie in Baden Würtemberg, die sich „Gesundes Kinzigtal“ nannte, wo Ärzte, Krankenhäuser, Versicherungen, Selbsthilfegruppen, Psychologen etc. besser vernetzt wurden, mit dem Resultat, dass im Schnitt die Bevölkerung 1,4 Jahre länger lebte, als unter normalen Versorgungsbedingungen!!!
Und schlussendlich geht es auch darum wie der Mensch überhaupt kommuniziert, welche Inhaltsaspekte eine Nachricht hat und was die bestimmenden Aspekte sind und dabei fühle ich mich schwer an den Deutschunterrricht im Abitur erinnert.
Überhaupt habe ich einen guten Zugang zu dem Fach, weil meine eigene Sozialisation schon wesentlich länger dauert als die meiner Kommilitonen. Ich hatte schon einen so miesen Job, der mir so wenig Geld eingebracht hat, dass es schwer war Gesundheitsförderung zu betreiben. Ich weiß wie die Leute ticken, die in schlechten Jobs arbeiten, wie viel die Rauchen und Trinken und was für einen Mist die Essen. Ich studiere Medizin, weil ich mich bei Ärzten auch nie aufgehoben fühle, ich weiß wie es sich anfühlt kein Vertrauen zu haben, habe selber eine sehr unsichere Bindung in meiner Kindheit gelernt, die mir im Alltag mehr Schaden als Nutzen gebracht hat. Aber ich habe mich auch sehr effektiv sozialisiert. Ich glaube sogar, dass das ein Resulat aus meiner eigenen Gesundheitsförderung war.
Ich glaube, wenn ich nicht vor 10 Jahren oder so abgefangen hätte anständig zu essen wäre ich nicht da wo ich jetzt bin. Dann hätte ich nie aus einem miesen Job raus gefunden, dann würde ich jetzt immer noch von Kaffee, Zigaretten, Bier und Billignahrung leben. Dann hätte ich nicht meinen Arsch hoch gekriegt und angefangen Sport zu machen, mir die Mühe gemacht Kaffee, Zigaretten und Bier nicht jeden Tag zu konsumieren, hätte meinen Arsch nicht ans Abendgymnasium bewegt, kein 1,2er Abi gemacht und würde mich jetzt nicht auf einem so hohen Niveau bilden können, wie es den meisten Menschen vorenthalten bleibt.
Es gibt zwei Theorien: Krankheit macht arm oder Armut macht krank.
Ich glaube Dummheit macht krank. Oder besser gesagt mangelnde kognitive Fähigkeiten, auch mangelnde Selbstreflektion, auch Angst vor der Auseinandersetztung mit sich selbst und seiner Umwelt. Armut kann krank machen, mich hat sie aber nicht krank gemacht. Krankheit kann arm machen, muss sie aber nicht, vor allem nicht in unserem Gesundheitssystem. Beides spielt wohl keine so große Rolle. Die Ursachen von Armut sind vielmehr ebenfalls die Ursachen von Krankheit. Und diese Ursachen liegen schlussendlich in der Sozialisiation und in der Psyche.
In einem Menschen steckste aber nicht drin, daher muss man Horroraufkleber auf Zigarettenschachten kleben. Im Idealfall soll jedem Menschen die Freiheit und das Wissen gegeben werden für seine Gesundheit, die ja für jeden erstrebenswert ist, sorgen zu können. Irgendwie funktiniert das aber nicht, irgendwo muss anders angesetzt werden. Und das obwohl wir in Deutschland gratis jede Bildung bekommen können, die wir wollen! Aber wenn sogar Heilpraktibker nicht wahr haben wollen, das Artherosklerose keine Kollagenablagerungen sind, dann ist die Lösung auch nicht die Option sich Bildung zu verschaffen sondern viel eher in der Kindheit zu suchen, im Elternhaus und überhaupt gaaaaanz am Anfang.
Dennoch kann man sich auch darüber hinweg setzen wenn, ja wenn, man sich mit sich selbst auseinander setzt. Vielleicht ist schlichte Liebe der Schlüssel. Reine bedingungslose Liebe in der Kindheit ohne Pseudo-Erziehungs- und Machtmaßnahmen, Wünsche den kleinen Menschen zu verändern oder so zu machen wie sich selbst sondern diesen Menschen sich so entwickeln zu lassen, wie es sein Leitsystem ihm vorgibt, dass er Sicherheit in sich selber findet, sich selbst mag, sich mit sich selbst gerne auseinander setzt, weil es ihm Spaß macht, sich weiter zu entwickeln. Das könnte wirklich protektiv sein...
Menü des Tages am 13. September
Haferflocken mit Mohn, Leinsamen, Banane, Weintrauben, Wasser
1 Riegel Rice Choc von Vivani
Gewürzbrot mit roh veganer Aioli und Paprika
4 Riegel Rice Choc
handvoll Cashews
Salat mit Rest von Paella, Rest von Pastinaken-Möhren-Eintopf, schwarzem Quinoa, Salz, Rapsöl, Pfeffer
1,5 alkoholfreie Becks Blue
Ich glaube ich verstehe jetzt die Vorteile hochkalorischer Nahrung unabhängig vom Belohnugnssystem. Hochkaloriesche Nahrung kann man schneller essen, es braucht weniger zweit sich Energie zu verschaffen. An so einem Salat isst man total lange, eine handvoll Cashews ist schnell gegessen. Das Krasse ist dabei, dass hochkalorische Nahrung durchaus Sinn macht, wenn man viel Energie braucht, dass sie aber völlig unsinnig ist, wenn alles was man tut ist den ganzen Tag fern zu sehen! - Viele Menschen machen aber genau das beides: Hochkalorisch essen aber die Energie nicht verbrennen und dann kommt es zu Problemen. Und gleichzeitig wird man auch noch körperlich Abhängig, vermittelt durch das Belohnungssystem und dann kommt man ggf. nicht mehr raus.
Ich weiß noch nicht genau was ich mache, wenn der 22. September vorbei ist. Dann sind 5 Monate Superstress vorbei. In meiner Fantasie liege ich Tagelang nur im Bett. Das ist aber wahrscheinlich werde erstrebenswert noch machbar. Ich habe an ein paar Fastentage gedacht um zu regenerieren und muss mal schauen ob ich Lust darauf habe. Das letzte Fasten ist jedenfalls 1,5 Jahre her, daher könnte es wieder mal Zeit dafür sein.
Alles Liebe,
Silke
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